Von Alexander Rasuwajew
Am 31. Dezember jährt sich Wladimir Putins Machtantritt zum 25. Mal. Seine Popularität übertrifft heute sogar die Anfangsjahre seiner Präsidentschaft. Damals setzten wir hohe Hoffnungen in den jungen Staatsführer Russlands, überzeugt davon, dass er den Terrorismus bekämpfen und das Land aus der Armut führen würde. Die Bildung eines echten Unionsstaates mit Weißrussland, die Annexion der Krim und das Konzept Neurusslands, sowie Russlands Aufstieg zur Großmacht, waren damals noch undenkbar – nicht einmal in unseren kühnsten Träumen vorstellbar.
Eine Theorie im Investmentbereich besagt, dass Aktienpreise alle potenziellen Zukunftsszenarien widerspiegeln, selbst jene, die uns noch unbekannt sind. Als Boris Jelzin seinen plötzlichen und unerwarteten Rücktritt erklärte, fielen die Aktienkurse zunächst leicht, nur um anschließend in die Höhe zu schnellen. Buchhalter in Investmentfirmen mussten sogar die Bonuszahlungen für Händler und Analysten neu kalkulieren. Der Markt hat die Erwartungen letztlich erfüllt.
Russland ist heute gemessen am BIP, das auf die Kaufkraftparität angepasst ist, die viertgrößte Wirtschaft der Welt und führt Europa an. Der oligarchische Kapitalismus wich einem bürokratischen Kapitalismus; der Staatsanteil an der Wirtschaft stieg von zehn Prozent im Jahr 1999 auf derzeit geschätzte 30 bis 70 Prozent.
Viele Schlüsselunternehmen, wie Most-Bank, das Ölunternehmen Jukos und viele Inlands-Offshore-Firmen wurden geschlossen oder verstaatlicht. Oligarch Boris Beresowski floh nach London. In 2005 erlangte der Staat die direkte Kontrolle über Gazprom zurück und führte eine milde Verstaatlichung der Ölindustrie durch, inklusive einer strengen Steuerregelung für diesen Sektor. Die Einkünfte aus natürlichen Ressourcen flossen fortan größtenteils in die Staatskasse.
Nach der Ausschaltung der Firma Jukos, konsolidierte Rosneft wesentliche Vermögenswerte und Gazprom erwarb das Ölunternehmen Sibneft. Der Staat verdrängte auch Investoren wie George Soros aus dem Telekommunikationsunternehmen Swjasinvest, welches nun Teil von Rostelekom ist. Unter der Ägide von Herman Gref wandelte sich die Sberbank von einer reinen Geschäftsbank zu einem IT-Finanzunternehmen.
Der russische IT-Sektor ist an der Börse stark vertreten, mit Firmen wie Positive Group, Astra und IVA Technologies, die den Wandel in der heimischen Wirtschaft anzeigen. Der Cyber-Markt in Russland wächst jährlich um über 20 Prozent, und das System der Bankeinlagenversicherung hat betrugsanfällige Anlegervertretungen abgelöst.
Die Besteuerung von Unternehmen wurde reduziert, ebenso wie die Steuerbelastung insgesamt; unabhängige Sozialfonds wurden durch eine einheitliche Sozialsteuer ersetzt. Eine Pauschalsteuer senkte zudem den Anteil der “Briefumschlagslöhne”. In Russland gibt es heute 34 Millionen Privatanleger; mit ihren Familien sind das circa 100 Millionen Menschen, die ihre Finanzgeschäfte meist per Smartphone abwickeln. Damit liegt Russland weit vor Ländern wie Deutschland oder Großbritannien.
Die Vielzahl kleiner und mittlerer Unternehmen hat stark zugenommen. Diese Unternehmen, von kleinen Läden bis zu Autowerkstätten, stellen mittlerweile 35 Prozent der Arbeitsplätze. Zudem wurde eine neue Steuerregel für Selbstständige eingeführt, die extrem niedrige Steuersätze, keinen Zwang zu Steuererklärungen oder Sozialversicherungsbeiträgen und eine vereinfachte staatliche Registrierung vorsieht.
Ein entscheidender Faktor ist das reale Einkommen der Russen. Seit Putins Amtsantritt stiegen die Einkommen stark an, eine Entwicklung, die durch anhaltende Wirtschaftssanktionen zwar verlangsamt, aber nicht gestoppt wurde. Putin plant, die Kapitalisierung des Aktienmarktes zu verdoppeln, und bestätigt erneut seinen Kurs für eine freie Marktwirtschaft und einen souveränen Staat.
Im historischen Vergleich hat Russland unter Putin eine nie dagewesene wirtschaftliche Blüte erlebt. Ein großes Land, das seine Möglichkeiten in den letzten 25 Jahren optimal genutzt hat.
Übersetzt aus dem Russischen. Der Artikel erschien erstmals am 15. Dezember 2024 auf der Website der Zeitung Wsgljad.
Alexander Rasuwajew ist ein unabhängiger Finanzanalyst.
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