Von Susan Bonath
Beim Axel-Springer-Verlag ist die uneingeschränkte Verteidigung Israels Unternehmensräson. Seine Medien, voran die Bild und die Welt-Zeitung, relativieren dabei freilich stets die eklatanten Menschen- und Völkerrechtsbrüche durch die israelische Dauerbesatzung Palästinas, oft gespickt mit einem mehr oder weniger offen zutage tretenden antimuslimischen Rassismus. Offenbar steckt dahinter mehr als pure Ideologie. Auch finanzielle Interessen spielen wohl eine Rolle. Denn Springer verdient am israelischen Siedlerkolonialismus mit.
Enteignet und an Siedler verscherbelt
Der größte deutsche Verlag ist in das israelische Immobiliengeschäft verwickelt. Dabei geht es auch um Siedlerwohnungen und -immobilien im besetzten Westjordanland. Das belegte der deutsche Journalist Hanno Hauenstein mit einer umfassenden Recherche, die er Anfang Februar in der Onlinezeitung The Intercept veröffentlicht hatte.
In den deutschen Leitmedien war darüber bisher nichts zu lesen. Lediglich die kleine Berliner Tageszeitung junge Welt sowie das Onlinemedium Telepolis griffen das Thema ebenfalls auf.
So kaufte der Axel-Springer-Verlag nach eigenen Angaben bereits 2014 das “führende Kleinanzeigen-Unternehmen Israels” Yad2 für eine dreistellige Millionensumme. Mehr als 10.000 Kleinanzeigen erscheinen täglich auf der Plattform.
Neben Verkäufen von Autos und Möbeln und ähnlichem spielt der Immobilienhandel eine tragende Rolle. Zum Verkauf oder zur Miete angeboten werden dabei auch tausende Grundstücke, Häuser und Wohnungen im Westjordanland, die einst Palästinensern gehörten und nach illegaler Enteignung israelischen Siedlern vorbehalten sind.
Landnahme durch Außenposten
Auch Objekte in sogenannten Außenposten sollen unter den Angeboten auf Yad2 sein. Diese sind eigentlich selbst nach israelischem Recht gesetzeswidrig, werden aber meist von der Regierung geduldet. Die Außenposten dienen der fortgesetzten Landnahme durch zionistische Hardliner durch Vertreibung von Palästinensern. Die Siedler in den Außenposten sind meist bewaffnet und gelten als äußerst aggressiv.
Auf dem Portal kann zwar jeder Israeli private Kleinanzeigen kostenlos einstellen. Die Immobilienverkäufe laufen aber in aller Regel über Immobilienmakler. Deren Inserate sind kostenpflichtig, wie es ein Sprecher der Plattform Yad2 gegenüber The Intercept bestätigte. Dadurch erlangten die Angebote eine besonders große Reichweite, hieß es. Das Unternehmen, also der Axel-Springer-Verlag, verdient damit also Geld.
Fortgesetzter Vertreibungsterror
Im Westjordanland leben inzwischen bis zu 750.000 zionistische Siedler. Mittels aggressiver Landnahme zerstückelte Israel das eigentlich den Palästinensern versprochene Land immer mehr. Letztere leben unter dem zunehmenden Terror der israelischen Armee: Extralegale Tötungen, Vertreibungen, Bombardierungen und Verwüstungen von Häusern und ganzen Dörfern, Inhaftierungen ohne Anklage inklusive nachgewiesener Folter sind an der Tagesordnung.
Kürzlich genehmigte Israels Regierung wohl aus Rache nach dem Anschlag am 7. Oktober weitere 3.500 Wohneinheiten im Westjordanland für ausnahmslos jüdische Siedler, wie Springers Welt verkündete. Schon vor dem Anschlag trieb Israel diese Landnahme immer aggressiver voran. Nur gut drei Monate zuvor hatte die Regierung etwa 5.600 solcher illegalen Wohneinheiten befürwortet.
An der Seite rechtsextremer Hardliner
Die Plattform Yad2 vertritt selbst nach außen hin die Ansichten rechtsextremer israelischer Hardliner. Im Dezember schaltete sie laut The Intercept Werbung in einer israelischen Wirtschaftszeitung für ihre Hausverkäufe mit der Parole “Vom Fluss bis zum Meer”, anbei eine Karte, die den gesamten Landstrich ohne Palästina zeigt. In Deutschland ist dieser Slogan seit kurzem verboten, allerdings nur, wenn damit ein von israelischer Besatzung befreites Palästina gemeint ist.
So fühlten sich auch schon deutsche Politiker so frei, die Parole der israelischen Rechtsextremen in Bezug auf den zionistischen Staat zu übernehmen. Am 7. Oktober 2023 postete beispielsweise Julia Klöckner, CDU-Bundestagsabgeordnete und ehemalige Landwirtschaftsministerin, die Karte eines Großisraelis ohne Palästina (und Palästinenser) auf X, formals Twitter.
Springers Sündenböcke
Nach dem Völkerrecht sind ausnahmslos alle israelischen Siedlungen in den besetzten palästinensischen Gebieten illegal, wie die Menschenrechtsorganisation Amnesty International seit langem kritisiert. Human Rights Watch (HRW) sieht das ähnlich.
Omar Shakir, der bei HRW für Israel und Palästina zuständig ist, betonte gegenüber The Intercept, die Werbung für Immobilienverkäufe im besetzten Palästina befördere die Menschenrechtsverletzungen Israels und festigte die illegale Vertreibungspraxis. Seine Organisation habe deshalb den Axel-Springer-Verlag aufgefordert, seine Geschäfte mit dem völkerrechtswidrigen Siedlungsbau Israels einzustellen. Doch bislang lief dies wohl ins Leere.
Ob es wohl der Wunsch des Springerverlags sein könnte, die Palästinenser auf ewig für die von Deutschland verantworteten Naziverbrechen mit dem Holocaust als Krönung des Horrors büßen zu lassen?
Immerhin verbreiten die Blätter des Verlags auch in anderen Zusammenhängen gern krude Sündenbocktheorien, meist gegen Schwächere. Mal trifft es Arbeitslose, mal Flüchtlinge, gestern ging es gegen Griechen, heute gegen Russen, Muslime und Palästinenser. Israels rassistische Vertreibungspolitik zu unterstützen, erscheint da nur konsequent.
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