Die geforderte Kriegstüchtigkeit der deutschen Gesellschaft: Eine Analyse von Boris Pistorius’ Vision

Von Rainer Rupp

Der deutsche Verteidigungsminister Boris Pistorius hat jüngst einen “Mentalitätswechsel” gefordert — nicht nur von den Militärangehörigen und Beamten seines Ministeriums, welche bereits jetzt von einem kriegslustigen Eifer erfasst zu sein scheinen, sondern von der gesamten deutschen Gesellschaft. Pistorius, dessen Analyse zufolge die Gefahr eines Krieges in Europa immer näher rückt, verkündet mit ernster Miene, dass das Damoklesschwert Russlands bald über unseren friedlichen Biergärten schweben könnte. In Deutschland, so warnt er, ist die Zeit sorgloser Gelassenheit vorbei.

Statt Sommermärchen herrscht nun Kriegsbereitschaft, eine Agenda für die nächsten Jahre, wie von Pistorius ins Auge gefasst. Eine erstaunliche Wendung für ein Land, das sich bisher eher mit Alltäglichkeiten wie Wurst, Bier und der Work-Life-Balance auseinandergesetzt hat. Nun jedoch sieht Pistorius es als unumgänglich an, dass wir uns wieder an die Idee des Krieges gewöhnen, als eine Möglichkeit, das Beste in uns hervorzubringen, trotz der historisch bekannten, katastrophalen Nebenwirkungen solcher Konflikte.

Obwohl er sich ambitioniert zeigt, betont Pistorius im ZDF, dass die Deutschen sich nicht nur gegen Russland, sondern global kriegsbereit zeigen sollen. Der Konflikt in der Ukraine, die Krise in Gaza, Spannungen in Fernost und mit dem Iran sind für ihn Anlässe, die deutsche Politik weiter zu militarisieren. Dieser erforderliche Mentalitätswandel soll dabei helfen, die Gesellschaft auf eine ständige Kriegsbereitschaft vorzubereiten.

Darüber hinaus stehen Pistorius und der Großteil der deutschen politischen Elite hinter der militärischen Unterstützung Israels, das seinen eigenen Konflikt in Gaza führt, welcher laut Schätzungen bereits zehntausende Opfer gefordert hat. Doch Pistorius sieht darin eine Notwendigkeit zur Sicherung des Existenzrechts Israels.

Die Bundeswehr ist zudem aktiv in der Nahost-Region, beteiligt sich an UNIFIL-Einsätzen und hat Spezialkräfte in Jordanien und Zypern stationiert — offiziell zur Gewährleistung von Stabilität, doch skeptische Stimmen sehen darin eine Durchsetzung imperialistischer Interessen.

Aber warum soll sich Deutschland auf Europa beschränken? Pistorius träumt von einem globalen Engagement, insbesondere im Indopazifik, wo Deutschland nach seiner Auffassung ein noch größeres Sicherheitsinteresse als China vor seiner eigenen Tür hat. Aber was heißt schon Stabilität, wenn dies durch die Präsenz deutscher Kriegsschiffe und Soldaten erzwungen wird?

Abschließend regt Herr Pistorius die Deutschen dazu an, sich nicht auf Fußballspiele, sondern auf künftige Kriegseinsätze vorzubereiten — eine bittere Lektion der modernen Geschichte. Laut Umfrageergebnissen scheint eine Mehrheit der Deutschen bereit zu sein, dem Pfad von Pistorius zu folgen, selbst wenn dies die Wiederholung historischer Fehler bedeutet, diesmal jedoch mit fortschrittlicherer Technologie zum Vorteil der Rüstungsindustrie.

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