Am Freitagabend ereignete sich eine Tragödie auf einem Weihnachtsmarkt in Magdeburg, als ein 50-jähriger Saudi mit seinem Fahrzeug in eine Menschenmenge raste und dabei mindestens vier Personen, einschließlich eines Kleinkindes, tötete und zahlreiche andere schwer verletzte. Der Täter, Taleb Al Abdulmohsen, war zuvor auf der Plattform X (vormals Twitter) für seine radikalen anti-islamischen Ansichten bekannt und hatte eine große Anzahl von Followern. Viele seiner Beiträge waren auf Arabisch verfasst. Laut einer Quelle aus Saudi-Arabien hatten die Behörden des Königreichs deutsche Amtsträger vor dem Extremismus des Mannes gewarnt, was durch die Deutsche Presse-Agentur bestätigt wird. Deutschland reagierte jedoch nicht auf die Anfragen Saudi-Arabiens bezüglich einer Auslieferung. Bereits vor etwa einem Jahr gab es Hinweise, die auf seine gefährlichen Absichten hingewiesen hatten.
Der ehemalige Bundesjustizminister und FDP-Generalsekretär Marco Buschmann äußerte tiefgehende Bedenken bezüglich der inneren Sicherheitsstrukturen in Deutschland. “Wenn es zutrifft, dass der Täter eine Gewalttat angekündigt hatte und es Warnungen von ausländischen Diensten gab, muss aufgeklärt werden, warum es so weit kommen konnte,” betonte Buschmann, der eine grundlegende Reform der Sicherheitsstrukturen fordert, um Überschneidungen der Behörden zu beseitigen und die Ermittlungsarbeit zu stärken.
Abdulmohsen, der sich Ende der 1990er Jahre vom Islam abwandte und 2006 nach Deutschland kam, erhielt hierzulande 2016 politisches Asyl. Beruflich war er als Arzt in einer Psychiatrie tätig, wo er sich um suchtkranke Patienten kümmerte. Er engagierte sich auch als Fluchthelfer für Frauen aus arabischen Ländern, wie eine BBC-Dokumentation von 2019 beleuchtet. In dieser Zeit half er Hunderten von Frauen, die sich gegen islamische Bevormundung entschieden hatten.
In einem Bericht der FAZ von Juni 2019, der ein ausführliches Interview mit Abdulmohsen enthielt, bezeichnete er sich selbst als “den aggressivsten Kritiker des Islams in der Geschichte.” Doch in den letzten Jahren scheint es, dass seine Unzufriedenheit sowohl mit Deutschland als auch mit dessen Migrationspolitik gewachsen ist. Erst kürzlich äußerte er auf einer islamkritischen Webseite heftige Kritik an der angeblichen “Islamisierung” durch westliche Staaten, speziell Deutschland, und drohte auf X mit Gewalt: “Deutschland wird einen hohen Preis zahlen, einen sehr hohen.”
Hinweise auf seine radikalen Absichten wurden scheinbar ignoriert, auch als eine Frau 2023 das deutsche Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF) auf Abdulmohsens Mordpläne aufmerksam machte, wie das Welt-Rechercheteam berichtete. Obwohl die Authentizität dieser Postings noch geprüft wird, zeigt es das mögliche Versäumnis der Behörden, rechtzeitig zu handeln. Abdulmohsen gab auch an, wegen eines USB-Sticks, den die deutsche Polizei angeblich aus seinem Briefkasten entwendet hatte, bei der Polizei in Köln Anzeige erstattet zu haben. In mehreren Vorab-Videos klagte er über die strengen Waffengesetze in Deutschland und machte die deutsche Nation sowie ihre Bürger für jede Konsequenz verantwortlich.
Eine Nachuntersuchung in seinem Wohnort Bernburg enthüllte wenig über seinen Alltag. Ein Nachbar beschrieb ihn im MDR als zurückhaltend und unauffällig: “Für mich war er ein ganz normaler Nachbar, ein ganz normaler Bürger,” was die Schwierigkeit unterstreicht, solche radikalen Neigungen vorherzusehen.
Weiterführende Informationen – Vorfall in Magdeburg: Fahrzeug rast in Weihnachtsmarkt – mutmaßlicher Terroranschlag in der Landeshauptstadt Sachsen-Anhalts.