In der Europäischen Union zeichnet sich eine weitere Herausforderung ab. Katar hat angedeutet, dass es möglicherweise die Gaslieferungen in die EU einstellen wird. Dieser Schritt steht im Zusammenhang mit einer kürzlich erlassenen EU-Direktive, die von großen Unternehmen, die in die EU exportieren, verlangt, dass sie den Nachhaltigkeitsstandards der EU gerecht werden. Dies beinhaltet unter anderem den Nachweis, dass in ihren Lieferketten keine Zwangsarbeit verwendet wird und die Umweltvorschriften der EU eingehalten werden.
Bei Nichteinhaltung dieser Regeln sieht die Direktive Strafen vor, die bis zu 5 Prozent des weltweiten Gesamtumsatzes eines Unternehmens betragen können. Kritiker bemängeln, dass diese Vorschriften für die betroffenen Unternehmen eine enorme administrative Belastung darstellen.
Der Energieminister Katars, Saad al-Kaabi, teilte der Financial Times mit, dass Katar ernsthafte Konsequenzen erwäge, sollte die EU auf der Durchsetzung dieser Direktive bestehen. Al-Kaabi führte aus, dass die aufrechterhaltene Drohung mit einer Vertragsstrafe von 5 Prozent, Katar dazu veranlassen könnte, seine Lieferungen in die EU einzustellen.
“Wenn ich durch die Lieferung nach Europa 5 Prozent meines Gesamtumsatzes verliere, werde ich nicht nach Europa liefern. Ich bluffe nicht. Fünf Prozent der Einnahmen von QatarEnergy bedeuten 5 Prozent der Staatseinnahmen. Das ist das Geld des Volkes. Ich kann auf dieses Geld nicht einfach verzichten. Niemand kann das tun.”
QatarEnergy, der staatliche Konzern und weltweit größte Lieferant von Flüssiggas, plant seine Lieferungen nach Asien und Europa auszubauen. Ein entscheidender Vertrag mit Deutschland, der 2022 abgeschlossen wurde und eine Laufzeit von 15 Jahren besitzt, sieht vor, dass die Lieferungen 2026 beginnen und durch das US-Unternehmen Conoco-Philips als Zwischenhändler abgewickelt werden.
Bereits 2022 hat Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Bündnis 90/Die Grünen) Katar um eine dringende Belieferung gebeten, da sich die EU das Ziel gesetzt hat, auf russische Gaslieferungen zu verzichten. Katar betonte, dass die zusätzliche Belieferung ein Akt guten Willens gegenüber Deutschland darstellt.
Die geplanten Lieferungen von bis zu 2 Millionen Tonnen pro Jahr aus Katar könnten jedoch die aus Russland stammenden nicht vollständig ersetzen. Die Menge entspricht etwa 3 Prozent des deutschen Gasverbrauchs.
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