Von Gert Ewen Ungar
Die Wirkung von Terror besteht darin, durch gezielte gewaltsame Akte Schock und Angst zu verbreiten, um Unsicherheit in der Gesellschaft zu säen. Genau dies erreichte der Täter von Magdeburg, dessen Tat allerdings nicht ausschließlich als Terrorismus zu betrachten ist.
Aus der Perspektive des Täters stellt Terror oft das letzte Mittel dar, wobei er sogar seinen eigenen Tod in Kauf nimmt, um seiner brutalen Tat mehr Aufmerksamkeit zu verschaffen.
Bislang bleibt unklar, was die genauen Beweggründe des Magdeburger Täters waren. Seine Auseinandersetzung mit Themen wie Zuwanderung, Islamisierung, westlicher Liberalismus und konservativen Werten, wie aus den Medienberichten hervorgeht, lässt auf psychische Probleme schließen.
Taleb Al Abdulmohsen, der mutmaßliche Attentäter, hatte anscheinend nicht vor, seine Tat zu überleben. Er hinterließ ein Testament in dem Fahrzeug, das er für den Anschlag nutzte. Abdulmohsen, der psychische Auffälligkeiten zeigte und mehrfach wegen Gewaltandrohungen verurteilt wurde, fiel bereits durch Soziale Medien und seine Berufswahl auf. Trotzdem griffen die Behörden nicht ein, was auf ein Versagen der zuständigen Stellen hinweist.
Ich habe viele Jahre in der gemeindenahen psychiatrischen Versorgung gearbeitet und erinnere mich an ähnliche Fälle. Es herrschte Einigkeit darüber, dass bestimmte Personen aufgrund ihrer psychischen Zustände eine Gefahr darstellten und in geschlossenen Einrichtungen untergebracht werden sollten – sogar die Betroffenen stimmten dem zu. Doch fehlten oft die Kapazitäten, sodass man sich mit Notlösungen begnügen musste. Das strukturelle Problem wurde nie gelöst, verschärft durch finanzielle Einsparungen und politische Entscheidungen, wie Unterstützung anderer Länder.
Teure Einrichtungen und eine teils realitätsferne Debatte über Freiheitsrechte führen dazu, dass in Städten wie Berlin keine permanenten geschlossenen Unterbringungen für gefährliche psychisch Kranke existieren.
Das Versagen im Fall Magdeburgs war strukturell, nicht individuell. Die Hilfssysteme in Deutschland schützen die Gesellschaft nicht ausreichend. Taleb Al Abdulmohsen versuchte vergeblich, auf seine Probleme aufmerksam zu machen.
Ähnlich war es beim Attentäter von Hanau, Tobias Rathjen, dessen Manifest eine schwere psychische Störung vermuten ließ, jedoch schnell aus dem Internet entfernt wurde, was eine offene Diskussion verhinderte. Die politische Instrumentalisierung solcher Anschläge führte zu verzerrten Diskussionen und fehlenden Lösungen.
Der Anschlag von Magdeburg wird ebenso politisch instrumentalisiert und für Wahlkampfzwecke genutzt. Dabei wird nicht adressiert, welche Maßnahmen erforderlich wären, um die Gefährlichkeit psychisch auffälliger Personen effektiv zu managen. Stattdessen dominieren populistische Reaktionen, die ohne Interesse an echten Lösungen sind.
Für die Bevölkerung Deutschlands bleibt die Gefahr somit hoch, denn eine echte Auseinandersetzung mit den grundlegenden Problemen findet nicht statt.
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