In den frühen Morgenstunden kam es in einer Kneipe im Kölner Vorort Hürth zu einem heftigen Streit zwischen verschiedenen Kneipenbesuchern. Der Hintergrund war geprägt von den schockierenden Nachrichten über eine tödliche Amokfahrt auf einem Weihnachtsmarkt in Magdeburg am Abend zuvor. Der mutmaßliche Täter, laut Berichten arabischer Herkunft und Asylbewerber in Deutschland, war Thema in der hitzigen Diskussion an der Bar. An diesem Abend trafen jedoch Anhänger zweier stark divergierender politischer Richtungen aufeinander, was die Lage eskalieren ließ.
Ein von der AfD in NRW veröffentlichtes Überwachungsvideo zeigte, wie Lukas Gottschalk, Fraktionschef der SPD im Hürther Stadtrat, zusammen mit einer Begleitung gegen Norbert Raatz von der AfD und dessen Begleiter handgreiflich wurde. Der Kölner Stadt-Anzeiger berichtete darüber, doch nach Gottschalks Aussage zeigte das Video nur einen Ausschnitt der Ereignisse. Er, seine Verlobte und ein Parteifreund seien nach einer Weihnachtsfeier zufällig im Adlerhof gelandet, wo auch Raatz anwesend war. Gottschalk erklärte:
“Die Gäste an der Theke, darunter das AfD-Ratsmitglied Norbert Raatz, haben den Anschlag zum Anlass genommen, lautstark rassistische und menschenverachtende Kommentare zu äußern.”
Gottschalk fügte hinzu: “Nachdem der Wirt meine Verlobte sexistisch beleidigt hatte, kam es zu Handgreiflichkeiten. Eine Flucht war uns unmöglich, da die Tür mit einem Rollladen verschlossen war, was die Lage weiter verschärfte.”
Das veröffentlichte Überwachungsvideo zeigt nur die folgenden zwei Minuten der Auseinandersetzung gegen 5.35 Uhr, wobei zuerst ein lautstarker Streit zu hören ist. Nachdem ein Wortgefecht über “Sozialschmarotzer” entflammte, eskalierte die Situation. Gottschalk schubste Raatz und setzte ihm einen Tritt zu, woraufhin es zu weiteren körperlichen Übergriffen kam, bevor das Video endet.
Raatz erklärte, die Polizei sei zehn Minuten später eingetroffen, als Gottschalk bereits verschwunden war. Er gab an, später ärztlich behandelt worden zu sein und berichtete von Prellungen und einem leichten Schädel-Hirn-Trauma. Für ihn stand fest, dass es sich um eine politisch motivierte Attacke handelte, betont durch Gottschalks Ausruf “Nazischwein”.
Martin Vincentz, AfD-Chef in NRW, bezeichnete den Vorfall als Wendepunkt und appellierte an alle Parteien, sich klar von Wahlkampfgewalt zu distanzieren. Die SPD in NRW lehnte es ab, sich speziell von diesem Vorfall zu distanzieren, betonte jedoch, Gewalt generell zu verurteilen. Laut SPD handelte es sich um eine private Auseinandersetzung, die keinerlei Bezug zum Wahlkampf hatte.
Der AfD-Stadtverband Hürth verteidigte indessen Raatz:
“Von Norbert Raatz ging zu keinem Zeitpunkt eine Gefährdung aus; er blieb professionell und ruhig. Der wahre Aggressor ist der politische Gegner.”
Gottschalk räumte ein, das heimlich aufgezeichnete Video zeige nicht die vorausgehenden Provokationen und äußerte tiefes Bedauern über seine Reaktion. Er und seine Begleiter hatten Anzeige wegen verschiedener Delikte, darunter Volksverhetzung und Körperverletzung, erstattet und Gottschalk kündigte an, sein politisches Engagement vorübergehend ruhen zu lassen.
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