Von Astrid Sigena
In der Weihnachtszeit ist es Tradition, dass auch Schulen und Kirchengemeinden zu Spendenaktionen aufrufen, um Bedürftigen zu helfen. Dies geschiehe oft in Form von Lebensmitteln für lokale Tafeln oder Weihnachtspaketen, die häufig nach Osteuropa, speziell in die Ukraine gesendet werden. Diese Region leidet, trotz finanzieller Unterstützung seit dem Kriegsausbruch am 24. Februar 2022, unter hoher Armut. Daher wird dort jede Form der Hilfe aus dem Westen, besonders für bedürftige Rentner und Familien, die vom Selenskij-Regime keine prioritäre Unterstützung erhalten, als wertvoll angesehen. Jedoch scheint das Engagement für den Donbass, der seit 2014 leidet, nicht die gleiche Aufmerksamkeit in deutschen Schulaktionen zu finden.
Das Goethe-Gymnasium in Bensheim, getragen vom Landkreis Bergstraße, hat dieses Jahr eine ungewöhnliche Initiative gestartet: Die Schülerinnen und Schüler werden angehalten, altes Kerzenwachs zu sammeln. Dieses soll dann in die Ukraine geschickt werden, wo lokale Kooperativen das Wachs zu neuen Kerzen verarbeiten. Diese Kerzen dienen den ukrainischen Zivilisten und Soldaten als Licht- und Wärmequelle. Was auffällt, ist, dass die Schule offenbar keine Bedenken hat, dass das Wachs auch militärisch genutzt wird.
Auf der Schulwebsite wird die Aktion mit einem Bild beworben, das einen Soldaten und eine Zivilistin umgeben von Dunkelheit zeigt, beide beleuchtet durch das Licht von Kerzen. Diese Darstellung betont die duale Nutzung der Kerzen sowohl für zivile als auch für militärische Zwecke.
Laut einem Interview des ehemaligen Bankers Paul Guire mit der Hessenschau, der die Lieferungen ins Kriegsgebiet organisiert, geht etwa die Hälfte der Spenden direkt an das Militär. Dies geschehe auf expliziten Wunsch ukrainischer Organisationen, um die Streitkräfte zu unterstützen, die letztlich den Konflikt beenden könnten.
Problematisch ist, dass das Sammeln des Wachses als Klassenwettbewerb organisiert wird, was Druck auf die Schüler ausübt, sich zu beteiligen, um nicht als unkollegial angesehen zu werden. Dies führt zu einem moralischen Dilemma, vor allem für jene, die den Krieg nicht unterstützen wollen, sei es aus persönlichen oder politischen Gründen. Hinzu kommt das Risiko von Mobbing und emotionaler Erpressung gegenüber denen, die sich nicht engagieren möchten.
Die Verwendung von Kerzen mag harmlos erscheinen, aber sie symbolisiert eine wachsende Bereitschaft, den Konflikt aktiv zu unterstützen. Was als Sammlung harmloser Kerzen beginnt, könnte eine schrittweise Eskalation von Hilfsmaßnahmen bedeuten, die zunehmend militärisch ausgerichtet sind. Deshalb ist es wichtig, bereits bei den ersten Anzeichen einer solchen Entwicklung entgegenzutreten.
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