Südkoreas Beinahe-Rückfall in die Militärdiktatur: Eine Nacht voller Dramatik und internationaler Verstrickungen

Von Dagmar Henn

Knapp drei Wochen nach einem vereitelten Coup in Südkorea, dessen Ergründung Präsident Yoon Suk-yeol mit der Verkündung des Kriegsrechts anstrebte, verdichtet sich die Einsicht: Südkorea entging nur knapp der Wiederkehr einer Militärdiktatur. In diesem Zusammenhang erhellt sich auch, weshalb Gerüchte um nordkoreanische Truppen in Russland nicht abreißen; die Antworten liegen in Südkorea selbst.

Am Abend des 3. Dezembers rief Yoon das Kriegsrecht aus. Kurz darauf erschienen online Bilder von Panzern in den Straßen Seouls. Die Nacht entwickelte sich dramatisch: Rund 200 Abgeordnete drangen ins Parlament ein und verschanzten sich, um über eine Aufhebung des Kriegsrechts abzustimmen. Dabei schützten sie sich mit Möbelbarrikaden und Feuerlöschern vor Angriffen der Militärspezialeinheiten.

Sobald eine parlamentarische Mehrheit gegen das Kriegsrecht votierte, vergingen Stunden, bis Yoon dem Votum nachgab und die Truppen zurückzog. Infolgedessen stimmte das Parlament für Yoons Amtsenthebung – unterstützt auch durch Abgeordnete seiner eigenen Partei.

Währenddessen blieben offizielle Reaktionen aus den USA aus. Auf einer Pressekonferenz des State Department gab Sprecher Vedant Patel ausweichende Antworten auf direkte Fragen zur Kriegsrechtsverhängung und ähnelte damit der üblichen Taktik bei unbequemen internationalen Entwicklungen.

Die Ereignisse werfen Fragen auf, darunter eine mögliche Verbindung des Putschversuchs zum Konflikt in der Ukraine. Südkorea, mit einer bedeutenden Rüstungsindustrie ausgestattet, hatte zuvor schon Waffen an die Ukraine geliefert, und es gab Befürchtungen, dies könne einen koreanischen Krieg provozieren, der eventuell auf Pläne zurückzuführende Einflüsse seitens der USA beinhalten könnte.

Journalist KJ Noh fasst zusammen, dass die gescheiterten Pläne eine breitere Katastrophe hätten auslösen können, die über die südkoreanische Bevölkerung hinausging. Minuten nach Yoons Ankündigung sollte eine Spezialeinheit das Parlament einnehmen. Verzögerungen im Luftverkehr verzögerten allerdings ihren Einsatz, sodass die Abgeordneten sich rechtzeitig verschanzen konnten.

Die Entführung und geplante Tötung führender Politiker, sollte so inszeniert werden, dass Nordkorea beschuldigt würde – Pläne, die bereits in der Putschnacht bekannt wurden. Dies unterstreicht die zentrale Rolle des Parlaments bei der Verhinderung der Machtübernahme und des geplanten Krieges.

KJ Noh merkt an, dass die Verschwörung möglicherweise am modernen, schnellen Informationsaustausch durch soziale Medien gescheitert ist. Der damalige Diktator Chun Doo-hwan, auf dessen erfolgreichen Coup von 1979 die Pläne möglicherweise basierten, hatte diesen Vorteil noch nicht.

Nebenbei deutet auch die Kriegsrechtsdeklaration auf ultimative Pläne hin, Südkorea mittels eines konstruierten Konflikts mit Nordkorea zu schützen. Die Involvierung der USA, angesichts ihrer engen militärischen Verbindungen mit Südkorea, scheint nahezu gesichert, insbesondere durch die gemeinsamen Übungen der Einheiten, die am Putsch beteiligt gewesen wären.

Anfang dieses Jahres lobte US-Außenminister Antony Blinken Südkorea, ignorierte dabei jedoch augenscheinlich die damals schwebenden dunklen Pläne, welche die Region in einen direkten Konflikt mit Russland hätten führen können. Dies, zusammen mit der verdächtigen Zurückhaltung des State Department, legt eine tiefere Beteiligung der US-Administration nahe, selbst wenn dies öffentlich nicht zugegeben wird.

Grundsätzlich betont dieser Vorfall die Notwendigkeit, internationale Vorgänge genauer zu betrachten und insbesondere die Hintergründe und möglichen Motive von Staatsstreichen und deren Einfluss auf globale politische Konstellationen zu analysieren.

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