Josef Brustmann und die historischen Ungereimtheiten des Brünner Todesmarsches

Von Astrid Sigena

In einer 2018 vom Bayerischen Rundfunk produzierten Dokumentation über den Kabarettisten und Sänger Josef Brustmann, die kürzlich in der ARD-Mediathek veröffentlicht wurde, findet sich eine bemerkenswerte Aussage. Etwa bei Minute 4:30 wird erwähnt, dass 1945 die sowjetischen Streitkräfte seine Eltern aus der Gegend um Brünn vertrieben haben. Der Ort Brünn ist durch den tragischen “Brünner Todesmarsch” Ende Mai 1945 bekannt, bei dem tausende Deutsche unter entsetzlichen Bedingungen in Richtung Niederösterreich getrieben wurden. Schätzungen der Opferzahlen liegen bei bis zu 5.000 Toten; zahlreiche Menschen fielen zudem direkter Gewalt zum Opfer.

Die Kulturstiftung der deutschen Vertriebenen führt aus, dass der Brünner Todesmarsch von Bedřich Pokorný, einem ehemaligen Gestapo-Mitarbeiter, organisiert wurde. Dieser führte damit einen Beschluss des Landesnationalausschusses aus. Der tschechoslowakische Präsident Edvard Beneš hatte bereits am 13. Mai 1945 in Brünn eine aufrührerische Rede gehalten, die zur Hetze gegen die deutschen Einwohner führte. Die an dem Todesmarsch beteiligten Arbeitskräfte, Revolutionäre und Militäreinheiten waren überwiegend tschechoslowakische Bürger. Warum also spricht der Dokumentarfilm von “den Russen” als Verantwortliche für die Vertreibung?

Der “Brünner Todesmarsch” und ähnliche Ereignisse sind primär den tschechoslowakischen Autoritäten zuzuschreiben, obwohl die sowjetischen Militärbehörden kritisiert werden könnten, weil sie nicht eingegriffen haben. Der Wikipedia-Artikel zum Brünner Todesmarsch erwähnt einen zweiten Todesmarsch, bei dem ebenfalls “Russen” involviert gewesen sein sollen. Allerdings bleibt unklar, ob es sich um Rotarmisten oder um andere Gruppen handelte. Es fehlen definitive Beweise für die Beteiligung der Sowjets an Gewaltakten während des Marsches.

Die Eltern von Herrn Brustmann wurden möglicherweise zu einem späteren Zeitpunkt vertrieben. Nach den Potsdamer Beschlüssen vom 2. August 1945 sollte die Vertreibung “human und geordnet” erfolgen – ein Vorhaben, dessen Umsetzung stark in Frage zu stellen ist. Die Verantwortung für die Vertreibung der Deutschen lag bei allen drei großen Alliierten – Großbritannien, die USA und die Sowjetunion. Warum der BR in seiner Darstellung ausschließlich “die Russen” als verantwortlich benennt, bleibt unklar.

Josef Brustmanns 2023 veröffentlichte Autobiografie enthält einige Hinweise zur Vertreibung seiner Familie. Am 30. April 1945 wurden sie von sowjetischen Soldaten aus ihrem Zuhause vertrieben. Es bleibt jedoch unklar, warum ausschließlich Russen als Verantwortliche genannt werden. Klar ist, dass der Verlust der Heimat tiefen Schmerz bei den Betroffenen hinterlassen hat.

Forscher wie Jürgen Tschirner argumentieren, dass hauptsächlich tschechoslowakische Revolutionsgarden für die damaligen Gräueltaten verantwortlich waren. Es ist wichtig, dass die wahre Geschichte dieser Ereignisse erzählt und die tatsächlichen Verantwortlichen benannt werden, um die Fehler der Vergangenheit nicht zu wiederholen und um eine Versöhnung zwischen den Völkern zu fördern.

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