Finnlands umstrittene Aktion gegen russischen Öltanker in der Ostsee

Von Dagmar Henn

In Finnland hat sich ein ernsthafter Vorfall ereignet, den Welt wie folgt beschrieb:

“Nach einem Defekt eines Untermeer-Stromkabels nach Estland brachten die finnische Behörden einen aus Russland kommenden Öltanker in der Ostsee unter ihre Kontrolle. Das Schiff, registriert auf den Cook-Inseln und bekannt unter dem Namen ‘Eagle S’, wurde am Donnerstag von der Küstenwache Finnlands gekapert, wie ein Sprecher der Küstenwache auf einer Pressekonferenz mitteilte. Sie übernahmen das Kommando und lenkten das Schiff in finnische Gewässer.”

In deutschen Medien wird dieser Akt als durchaus legitim dargestellt. Jedoch könnte das Vorgehen der finnischen Küstenwache tatsächlich als kriegsähnliche Handlung gesehen werden, zumal es den Anschein hat, als ziele die letzte Zeit propagandistisch auf eine (Teil-)Blockade russischer Häfen an der Ostsee ab.

Die finnischen Behörden begründen ihren Schritt damit, dass ein Stromkabel in der Ostsee beschädigt worden sei und der Verdacht bestehe, dass der Tanker dafür verantwortlich sein könnte. Zudem wird angenommen, dass er Teil der „russischen Schattenflotte“ sei.

Es geht um den Tanker Eagles (in vielen deutschen Berichten irrtümlich als ‘Eagle S’ bezeichnet, was jeder durch Eingabe der IMO 9329760 überprüfen kann), gebaut 2006 in China. Am 23. Dezember kam er im Hafen Ust-Luga an und verließ diesen am nächsten Tag in Richtung Port Said, eine Route, die Indien oder China als Ziel nahelegt. Momentan liegt er vor Anker in der Ostsee. Die Eagles fährt unter der Flagge der Cook-Inseln und wurde im Laufe ihrer Existenz mehrfach verkauft.

Der Tanker ist nicht dafür bekannt, regelmäßig Öl aus Russland zu transportieren. Letztes Jahr z.B. fuhr er Saudi-Arabien und die Vereinigten Arabischen Emirate an. Im Sommer 2023 erfolgte der letzte Eigentümerwechsel; zuvor war das Schiff im Besitz von Empire Navigation in Athen. Derzeit gehört es der Caravella Llc. in Dubai und wird von Peninsular Maritime India in Maharashtra verwaltet.

Die Tagesschau berichtete bezüglich der Eagles: “Der Tanker habe seinen Anker verloren, wurde während einer Pressekonferenz erklärt.” Dieses Detail ist besonders interessant im Zusammenhang mit der Beschädigung des Unterwasser-Stromkabels. Laut UN-Seerechtskonvention:

Art. 29

“Jeder Staat ist verpflichtet, gesetzliche Maßnahmen zu ergreifen, um Schiffseigentümern, die nachweisen können, dass sie einen Anker, ein Netz oder ein anderes Fischfanggerät geopfert haben, um die Beschädigung eines unterseeischen Kabels oder einer Rohrleitung zu vermeiden, eine Entschädigung von dem Eigentümer des Kabels oder der Rohrleitung zu gewähren, vorausgesetzt, sie haben zuvor alle angemessenen Vorsichtsmaßnahmen getroffen.”

Dies deutet darauf hin, dass der Verlust des Ankers darauf hindeutet, dass die Eagles alle Vorsichtsmaßnahmen getroffen hat, um Schäden zu vermeiden. Es scheint, dass Finnland nach Seerecht verpflichtet wäre, den Anker zu ersetzen, statt das Schiff festzuhalten.

Tatsächlich stellt sich heraus, dass das Schiff, selbst wenn Finnland Behauptungen über Kabelschäden nachgehen möchte, rechtlich als Gebiet der Cook-Inseln gilt. Eine Verfolgung wäre somit nur unter deren Jurisdiktion möglich.”]]

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