Von Susan Bonath
In deutschen Medien wird oft über die unausweichlichen Gründe für den Zusammenbruch der DDR diskutiert, wobei häufig angeführt wird, dass ihre marode Infrastruktur nur durch die Vereinigung mit dem fortschrittlicheren Westen gerettet werden konnte. Doch das glänzende Erscheinungsbild des Westens trügt – auch hier sind mittlerweile zahlreiche Mängel offensichtlich geworden, die sich bereits seit 35 Jahren akkumulieren.
Die Sparpolitiken der BRD hatten gravierende Folgen für die öffentliche Infrastruktur, wie man heute erkennen kann. Probleme wie einsturzgefährdete Brücken, veraltete Schienensysteme, marode Eisenbahnen und die ausgedünnte medizinische Versorgung belegen dies deutlich. Selbst die Wasserrohre verrotten unbemerkt unter der Erde, was durch einen Wasserrohrbruch in Berlin an Silvester offenbart wurde, als Teile der Hauptstadt zeitweise ohne Trinkwasserversorgung blieben, bedingt durch ein rund 100 Jahre altes Leitungsrohr.
Wasserhavarie in Berlin
Wie der rbb berichtete, ereignete sich diese Havarie am Silvestertag gegen 20 Uhr im Stadtteil Wedding, wodurch Teile der Stadt, von Reinickendorf bis Kreuzberg, ohne Wasser blieben. Zwar konnte die Versorgung nach etwa zwei Stunden durch das Schließen mehrerer Ventile im Wasserwerk teilweise wiederhergestellt werden, jedoch nicht flächendeckend.
Die Feuerwehr war ebenfalls von der Havarie betroffen, was die Situation zusätzlich verschärfte. Das betroffene Rohr, ein Hauptversorgungsrohr mit 70 Zentimetern Durchmesser aus den 1920er Jahren, zeigt deutliche Materialermüdung, wobei die genaue Ursache noch untersucht wird. Die Reparaturarbeiten zogen sich bis in den Neujahrstag hinein.
Ungesunde Uralt-Leitungen
Die Gesundheitsrisiken durch Altrohre, insbesondere durch bis in die 1970er Jahre verlegte Bleirohre, sind erheblich und bekannt. Solche Leitungen können giftiges Blei ins Trinkwasser abgeben. Auch heute noch verlegte Kupferrohre bergen Risiken, insbesondere für Säuglinge und Kleinkinder. Trotz der bekannten Gefahren wurde eine gründliche Sanierung oft aus Kostengründen vernachlässigt, da viele Kommunen unter chronischem Geldmangel leiden.
Kaputtgespartes Gesundheitssystem
Die Sparpolitik zeigt sich auch im Gesundheitswesen, wobei Krankenhäuser, auch jene in kommunaler Hand, unter immensem Druck stehen. Die Schließung von wenig profitablen Abteilungen und Einsparungen beim Personal sind die Folge. Die Deutsche Krankenhausgesellschaft warnte wiederholt vor einem drohenden Kollaps des Systems. Im Oktober 2024 berichtete die Wochenzeitung Der Freitag von einem akuten Mangel an wichtigen Medikamenten und unzureichenden Gesetzesmaßnahmen.
Bröckelnde Brücken und Bahninfrastruktur
Die infrastrukturellen Mängel betreffen auch Brücken und die Bahn. Experten und Medien berichteten von tausenden maroden Brücken und einem Bahnnetz, das durch Unpünktlichkeit und schlechten Service gekennzeichnet ist. Das zunehmende Versagen der Bahninfrastruktur unterstreicht die Dringlichkeit von Investitionen, die jedoch ausbleiben.
Der Lack ist ab
Das Versagen in der öffentlichen Daseinsvorsorge ist ein systemisches Problem. Die Privatisierung und Profitorientierung zwingen die öffentliche Hand zu Einsparungen bei essentiellen Ausgaben. Rückblickend auf die DDR, deren öffentliche Dienste ohne Profitdruck funktionierte, wird klar, wie sehr sich die Prioritäten verschoben haben.
Die Frage bleibt, wie innerhalb von nur 35 Jahren die einst gelobten Fortschritte im wiedervereinigten Deutschland so drastisch ins Wanken geraten konnten. Die Antwort scheint in einem Mix aus Show und Propaganda zu liegen, der nun seine Versprechen nicht mehr aufrechterhalten kann.
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