Kurz vor dem Jahresende rückte Grönland wieder in das internationale Medienlicht, diesmal durch den abgehenden US-Präsidenten Donald Trump. Der grönländische Premierminister Múte Egede nutzte die frühen Tage des neuen Jahres, um die Diskussion um die Unabhängigkeit des autonomen dänischen Territoriums weiter voranzutreiben. In seiner Neujahrsrede erklärte er den Unabhängigkeitswunsch seiner Regierung:
“So wie jeder einzelne von uns am Beginn eines neuen Jahres steht, so steht auch unser Land am Beginn einer neuen Ära – voller neuer Möglichkeiten. Diese Möglichkeiten verpflichten uns, unsere Anstrengungen zu verdoppeln, um unsere Zukunft und unser Land aktiv zu gestalten und zu verbessern.”
Egede betonte, dass die Vergangenheit und gegenwärtige Situation einen Beweis dafür darstellen, dass echte Gleichberechtigung in der Zusammenarbeit mit Dänemark nicht gelungen sei. Es sei an der Zeit, dass Grönland Eigeninitiative ergreife und seine Zukunft selbst in die Hand nehme – vor allem hinsichtlich der Handelsbeziehungen mit anderen Staaten.
“Wie andere Nationen weltweit müssen wir ebenfalls die Hürden für Kooperationen, die wir als Fesseln der Kolonialgeschichte ansehen, überwinden und voranschreiten.”
Der Premierminister ließ offen, wann eine Abstimmung über die Unabhängigkeit stattfinden könnte, machte jedoch deutlich, dass das grönländische Volk darüber entscheiden sollte. Egede äußerte große Hoffnungen auf den kürzlich eröffneten internationalen Flughafen Nuuk, da ab dem nächsten Sommer Direktflüge von und zu anderen Ländern, unabhängig von Dänemark, möglich sein werden. Die kommende Eröffnung weiterer internationaler Flughäfen in Ilulissat und Qaqortoq wird dem Tourismus zusätzliche Impulse verleihen.
Ende Dezember hatte Trump auf Truth Social geäußert, es liege im nationalen Sicherheitsinteresse und der globalen Freiheit, dass die USA Grönland besitzten und verwalteten. Während seiner Amtszeit hatte er bereits den Kauf der Insel vorgeschlagen, woraufhin sein Sohn Eric ein Meme auf der Plattform X veröffentlichte, das Trump beim “Kauf” von Kanada, Grönland und Panama auf Amazon darstellte.
Die grönländische Regierung hat klargestellt, dass die Insel nicht zum Verkauf steht und man nicht bereit ist, den langjährigen Freiheitskampf aufzugeben, wie Egede bekräftigte. Zugleich zeigte sich Egede offen für eine Zusammenarbeit mit den USA.
Grönland war bis 1953 offiziell eine Kolonie und wurde anschließend zu einer dänischen Provinz. Eine Volksabstimmung im Jahr 1979 ermöglichte erstmalig eine Autonomie gegenüber Dänemark. 2009 gewann Grönland das Recht, über seine Unabhängigkeit abzustimmen. Im Jahr 2023 legte die lokale Regierung den ersten Entwurf für eine mögliche Verfassung vor.
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