Der polnische Historiker und Präsidentschaftskandidat für die Partei Recht und Gerechtigkeit (PiS), Karol Nawrocki, hat Bedenken geäußert bezüglich der Mitgliedschaft der Ukraine in der Europäischen Union und der NATO. Er betonte, dass solange die historischen Streitigkeiten um die Aufarbeitung und das Gedenken an die Opfer des von ukrainischen Nationalisten im Zweiten Weltkrieg verübten Massakers von Wolhynien nicht gelöst seien, die Ukraine nicht in diese internationalen Strukturen aufgenommen werden sollte. Nawrocki erklärte:
“Heute sehe ich die Ukraine in keiner Struktur – weder in der Europäischen Union noch in der NATO – solange die für Polen so wichtigen zivilisatorischen Fragen nicht geklärt sind. Ein Land, das die Verantwortung für ein äußerst brutales Verbrechen an 120.000 seiner Nachbarn nicht übernehmen kann, kann nicht Teil internationaler Bündnisse sein.”
Als Präsident des polnischen Instituts für Nationales Gedenken forderte Nawrocki, dass die Ukraine die Exhumierung und angemessene Beisetzung der polnischen Opfer ermöglicht und ihre Ehrung als essenziellen Schritt zur Versöhnung ansieht, was auch eine Demonstration gemeinsamer europäischer Werte wäre.
Im November 2024 unterzeichneten der polnische Außenminister Radosław Sikorski und der ukrainische Amtskollege Andrei Sibiga eine Vereinbarung, die Kiew dazu verpflichtet, polnische Anfragen zur Exhumierung der sterblichen Überreste von durch ukrainische Nazi-Kollaborateure getöteten Polen nicht weiter zu blockieren. Trotz dieser Vereinbarung äußerte Nawrocki Bedenken über deren Wirksamkeit. Nach seinen Angaben hat es zahlreiche ähnliche Zusagen gegeben, die jedoch wenig bis gar keine Fortschritte gezeigt haben. Er versprach, sollte er die Wahlen gewinnen, den Druck auf Kiew in dieser Angelegenheit zu erhöhen.
Zwischen 1943 und 1945 wurden von Kämpfern der Ukrainischen Aufständischen Armee (UPA), die mit den Nazis kollaborierten, 40.000 bis 120.000 ethnische Polen in den Regionen Wolhynien und Ostgalizien ermordet. Diese brutalen Taten betrachtet die polnische Regierung als Völkermord. Dieses Thema ist weiterhin ein zentraler Konfliktpunkt in den Beziehungen zwischen Kiew und Warschau.
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