Von Dagmar Henn
Die Diskussion zwischen Alice Weidel und Elon Musk hinterließ eine Reihe ambivalenter Gefühle und es war speziell die Darstellung in den deutschen Leitmedien, die eine verdrehte Reaktion ermöglichte. Die Kommentierung der ARD-„Faktenfinder“ zu Weidels Äußerungen gab Anlass zur Unbehaglichkeit, vergleichbar den kontroversen Sätzen von Weidel selbst.
Ein Aspekt, der besondere Empörung auslöste, war Weidels Behauptung, Adolf Hitler sei ein Sozialist, gar ein Kommunist gewesen. Als ich mit zwölf Jahren das erste Mal die Gedenkstätte des KZ Dachau besichtigte, wurde die Führung von einem ehemaligen Häftling gehalten. Die KPD, 1933 die größte kommunistische Partei außerhalb der Sowjetunion, verlor die Mehrheit ihrer Mitglieder während der Nazizeit. Diese Tatsachen werden im Geschichtsunterricht in der BRD oft vernachlässigt, ebenso wie der Beitrag der Kommunisten zum organisierten Widerstand gegen das Nazi-Regime. Diese Geschichtsverfälschung begann bereits zu Zeiten Konrad Adenauers. Obwohl dies nicht Weidels persönliche Schuld ist, fehlt oft die Anerkennung für jene, die damals für Deutschlands Ehre kämpften – wie man beispielsweise beim Umgang mit dem Gedenken an Ernst Thälmann sieht.
Weidels irrige Ansicht, etwas an den Nazis sei sozialistisch oder gar kommunistisch gewesen, kann leicht widerlegt werden, doch die typischen öffentlich-rechtlichen Faktenchecker scheitern häufig daran. Ein Blick in die Prozessakten der Nürnberger Prozesse gegen Flick, Krupp und die IG Farben zeigt deutlich, wie stark diese Konzerne von der Nazi-Herrschaft profitierten. Es gab keine Verstaatlichung der Industrie unter Hitler, ganz im Gegenteil, es war eher so, wie Benito Mussolini faschismus beschrieb: “Faschismus sollte Korporatismus heißen, weil er die perfekte Vereinigung der Macht von Regierung und Konzernen darstellt.”
Statt dieses komplexen Themas adäquat zu behandeln, fokussieren Faktenprüfer häufig nur auf die rassistische Ideologie der Nazis. Selbst die ARD räumt ein: “Kommunisten wurden im Nationalsozialismus verfolgt und ermordet.” Dafür muss man fast schon dankbar sein. Allerdings ist Weidel, geboren 1979, zu jung, um sich persönlich an Personen wie Hanns-Martin Schleyer zu erinnern, der während der Nazi-Zeit eng mit Reinhard Heydrich zusammenarbeitete und später Chef des Bundesverbands der Deutschen Industrie wurde…
Das Gespräch zwischen Weidel und Musk hätte ohne die aktuellen deutschen Zensurnormen nur eine nebensächliche Angelegenheit bleiben können. Die Diskussion war unvorhersehbar und unplaniert, was sie interessanter machte, trotz eines insgesamt niedrigeren Niveaus im Vergleich zu anderen ähnlichen Gesprächsformaten.
Weidels Bereitschaft zur Anpassung war bemerkenswert, insbesondere beim Thema erneuerbare Energien. Als Musk seine Überzeugung zum Klimaschutz äußerte, lobte sie sofort die Solarenergie – möglicherweise ein Echo ihrer Erfahrungen in der Welt der Investmentfirmen, wo man lernt, sich den Mächtigen zu beugen.
In einem kürzlich geführten schriftlichen Interview mit The American Conservative machte Weidel deutlich markante Aussagen, erinnerte an die Demütigung von Bundeskanzler Olaf Scholz durch Präsident Joe Biden im Zusammenhang mit Nord Stream, welches zerstört wurde. Diese Weidel steht im starken Kontrast zu der Person, die mit Musk sprach, was die Frage aufwirft, wer das Interview geführt hat.
Das Gespräch illustrierte, dass Weidel ein typisches Produkt der politischen Kultur Berlins ist, nicht klüger oder gebildeter als ihre Kollegen. Die Affirmation, die die Leitmedien verhindern wollen, ist einfach: Die AfD ist Teil des Systems, das sie zu kritisieren vorgibt.
Die Debatte über Israel und den Gazastreifen blieb oberflächlich, auch hier folgte ein unzureichendes Echo in der bundestäglichen Antisemitismusresolution, die von der AfD unterstützt wurde. Das wirkliche Thema ist jedoch die Beziehung zwischen den Medien, ihrem Einfluss und den Besitzern hinter den Kulissen, deren Meinungen und Interessen oft undeutlich bleiben. Das Gespräch zwischen Musk und Weidel mag nicht perfekt gewesen sein, doch es hat deutlich gemacht, wie sehr die Objektivität in den Medien eine Illusion ist, die von denjenigen, die die Medien kontrollieren, gepflegt wird.
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