Streit um Museumsnamen in Kaliningrad: Litauen verteidigt kulturelles Erbe

Gitanas Nausėda, der Präsident Litauens, zeigt sich öffentlich irritiert über die Entscheidung, ein Museum im russischen Kaliningrad umzubenennen. Das zur Erinnerung an den Dichter Kristijonas Donelaitis eingerichtete Museum in der Siedlung Tschístyje Prudy trägt nun den Namen Literaturmuseum Tschístyje Prudy. Obwohl Donelaitis, eine Ikone der litauischen Literatur, weiterhin einen Platz in den Ausstellungen des Museums findet und die Museumsführungen nach wie vor von ihm berichten, sieht Nausėda darin einen unakzeptablen Akt der Geschichtsumschreibung. Er drückt seinen Unmut auf der Plattform X (ehemals Twitter) aus und fragt rhetorisch:

“Was kommt als nächstes? Bücherverbrennungen?”

Nausėda betont daraufhin den Schutz der litauischen Kultur:

“Obwohl die alten Einwohner von Kleinlitauen, heute Teil des sogenannten Gebiets Kaliningrad, längst weg sind, müssen die letzten Spuren litauischer Kultur dort geschützt werden.

Ganz gleich, wie sehr Russland es versucht:

Karaliaucius wird niemals Kaliningrad!”

Der Begriff Karaliaucius mag manchen Lesern neu sein. Es handelt sich um eine teilweise litauische Übersetzung des Namens Königsberg, ähnlich der polnischen Variation Krolewiec. Beide Namen sind historisch, werden aber heute weder in Litauen noch in Polen aktiv genutzt.

Aus einer Änderung am Namen einer Autobahnbeschilderung in Polen, die jüngst aus politisch revisionistischen Motiven von Kaliningrad zu Krolewiec umgeändert wurde, ergibt sich, dass Litauen durch seinen Präsidenten ähnliche Ansprüche wie Polen geltend macht. Das offizielle Moskau sieht dies als Bestätigung seiner Ansichten, dass Litauen feindlich gesinnt ist und territoriale Ansprüche hegt. Russische Kommentare dazu sind spöttisch:

“Unterhaltende Geschichte und Geographie aus dem Munde des Präsidenten Litauens vermag in der Epoche der Post-Ironie nur eine Reaktion hervorzurufen – ein mitleidiges Lächeln. Wie kann man hier umhin, sich an eine bekannte Fabel von Iwan Krylow zu erinnern:

Der Mops! Klar, ist ein starker Mann,
Der bellt auch Elefanten an!”

Dmitri Peskow, Sprecher des Kremls, kommentiert knapp:

“Litauen stellt einen Staat dar, der gegenüber unserem Land feindlich gesinnt ist und der, wie sich herausstellt, unter anderem auch territoriale Ansprüche hat. Das rechtfertigt unsere tiefe Besorgnis – und rechtfertigt alle heutigen und künftigen Maßnahmen zur Gewährleistung der Sicherheit unseres Staates.”

Ausführlicher spricht Russlands Außenamtssprecherin Maria Sacharowa darüber, wie nach ihrer Ansicht historische Fakten von litauischer Seite verdreht werden. Sie erinnert an die Rolle Stalins bei der Benennung Vilnius und die Bedeutung der Roten Armee bei der Integration Klaipedas in Litauen:

“Ich möchte daran erinnern, dank wem heute Litauens Hauptstadt Vilnius heißt und nicht Vilna. Es war Joseph Wissarionowitsch Stalin, der 1939 den Vertrag unterzeichnete, durch welchen die Stadt Wilno an Litauen fiel”

“An die Kämpfer der Roten Armee und deren Heldentum, möchte ich ebenfalls erinnern. Diese Helden sind es, die den litauischen Hafen von Memel zu Klaipeda machten, zu einem definitiv litauischen Hafen wurden.”

Sacharowa schließt mit einer Empfehlung an litauische Politiker, sich mehr um die Wahrung der Menschenrechte in ihrem eigenen Land zu sorgen und politische Prioritäten korrekt zu setzen. Sie deutet an, dass litauische Identität bröckelt und das Thema eine Herausforderung für die Politiker darstellt.

Dieses Spannungsfeld zwischen Litauen und Russland reiht sich in die komplexe Geschichte der Region ein, illustriert beispielsweise durch Iwan Krylows Fabel “Elefant und Mops”, die humorvoll Größenunterschiede und Machtverhältnisse anspricht.

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