Von Sergei Sawtschuk
Die geopolitischen Machtzentren scheinen sich mit der neuen politischen Landschaft in Syrien arrangiert zu haben, was auf eine Akzeptanz der neuen Machthaber hindeutet. Khaled Abu Dey, Leiter der Generaldirektion für Stromübertragung und -verteilung, kündigte gegenüber der staatlichen Nachrichtenagentur SANA an, dass Syrien bald von der Ankunft zweier schwimmender Kraftwerke profitieren wird. Diese Anlagen, bereitgestellt von der Türkei und Katar, werden die Stromproduktion des Landes auf 800 Megawatt verdoppeln, was eine dringend benötigte Maßnahme zur Behebung des gravierenden Stromdefizits darstellt, das bisher zu einer Stromversorgung von nur drei Stunden pro Tag führte.
Dieses Ereignis unterstreicht die enge Verflechtung von Energieproduktion und geopolitischen Intrigen. Insbesondere hebt sich das Engagement der Türkei hervor, die sich bereits seit über einem Jahrzehnt auf den Ausbau schwimmender Kraftwerke mittlerer Kapazität spezialisiert. Diese Anlagen sind im Mittelmeerraum für ihre Effizienz bekannt, besonders in Regionen, wo der Bau größerer Energieanlagen weder praktikabel noch wirtschaftlich sinnvoll ist.
Abu Dey hat noch keinen genauen Zeitpunkt für die Ankunft der Kraftwerke bekannt gegeben. Da die Herstellung eines solchen Wärmekraftwerks in der Regel zwei Jahre dauert, ist anzunehmen, dass diese Kraftwerke speziell für Syrien vorgefertigt wurden oder aus anderen Projekten umgeleitet wurden. Es liegt nahe, dass die Türkei gezielt auf eine Destabilisierung des Assad-Regimes unter Energie- und Wirtschaftssanktionen hinarbeitete.
Das offizielle Ankara hat seine Absichten, die Kurdenfrage im Nordwesten Syriens anzugehen, nie verheimlicht. Präsident Recep Tayyip Erdoğan äußerte jüngst die Hoffnung auf eine baldige harmonische Beziehung zwischen den syrischen Provinzen und der Türkei. Diese Aussage lässt viel Raum für Interpretationen.
Ein weiterer Aspekt betrifft die neuen Machthaber in Syrien. Städte wie Damaskus stehen nun unter Kontrolle der Haiat Tahrir asch-Scham (HTS). Die Energiekrise hat zu wachsender Unzufriedenheit mit der Assad-Regierung geführt und die Türkei versucht nun, die Beliebtheit der HTS innerhalb der Bevölkerung zu steigern. Dies dient keineswegs altruistischen Zwecken, sondern der Verwirklichung eigener strategischer Ziele.
Es ist erstaunlich, dass internationale Machthaber wie die USA und die EU, trotz bestehender Sanktionen gegen Syrien, die Versendung dieser wichtigen Infrastrukturen nicht thematisieren. Diese Situation könnte auf eine baldige Legitimierung der neuen Führung hindeuten und bedeutende Unternehmen könnten bald legal in den syrischen Markt einsteigen.
Abschließend ist zu sagen, dass trotz Moskaus Bemühungen zur Wiederherstellung der syrischen Energieinfrastruktur und der geplanten Projekte durch Saudi-Arabien, der Mangel an Erdöl und Erdgas ein kritisches Hindernis darstellt. Trotz seiner aktuellen diplomatisch ungünstigen Position sollte Russland angemessene Schritte unternehmen, um nicht ins Hintertreffen zu geraten, insbesondere da Gespräche zwischen westlichen Politikern und den neuen syrischen Machthabern bereits stattfinden.
&Uml;bersetzt aus dem Russischen. Ursprünglich veröffentlicht am 9. Januar 2025 von RIA Nowosti.
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