Geopolitisches Trolling: Trump, Musk und die neue Karte Nordamerikas

Von Dmitri Bawyrin

Internet-Trolling hat sich zu einem führenden Trend in der großen Politik entwickelt. An vorderster Front stehen der zukünftige US-Präsident Donald Trump und sein Verbündeter Elon Musk. Ihre “Opfer”, von Grönland bis Panama, erscheinen tatsächlich als solche, indem sie nur murmelnd antworten und unter dem Druck von Trumps Neoimperialismus ins Straucheln geraten.

Dieses exzentrische Milliardärsduo hat es sich zum Ziel gesetzt, das Territorium der USA zu verdoppeln und in den führenden Ländern Europas eine „nicht systemkonforme“ Opposition an die Macht zu bringen. Wie ernst es ihnen damit ist und welche Mittel sie zu investieren bereit sind, bleibt ungewiss, vermutlich sogar für Trump und Musk selbst. Derzeit genießen sie es hauptsächlich, auf einer Welle der öffentlichen Aufmerksamkeit zu reiten und die Reaktionen ihrer Anhänger sowie das unkoordinierte Gemurmel ihrer “Opfer” zu erleben.

Mexikos neue Präsidentin Claudia Sheinbaum ist die Einzige, die auf das US-Trolling angemessen und niveauvoll reagierte, indem sie dieselbe Methode anwendete, jedoch mit erhöhtem Einsatz. Während Trump noch keine Forderung nach dem Territorium des südlichen Nachbarn der USA gestellt hat, verlangt er die Umbenennung des Golf von Mexiko in Golf von Amerika, eine typische Trolling-Forderung ohne Begründung. Sheinbaum konterte geschickt mit dem Vorschlag, Nordamerika in Mexikanisches Amerika umzubenennen, und stützte ihre Argumentation auf historische Dokumente, die auf den Namen Meshiko zurückgehen, den die Azteken für ihr Land verwendeten.

Sie zeichnete dabei auf einer Karte das historische Territorium Mexikos nach, von dem heute fast die Hälfte zu den Vereinigten Staaten gehört. Ihre Antwort auf Trumps imperiale Ansichten war eindeutig: Sie deutete an, dass die USA durchaus auch halbiert werden könnten, um historische Gerechtigkeit wiederherzustellen.

Die mexikanische Präsidentin leistet also gekonnt Widerstand gegen Trumps bebalzte Trolling-Versuche und zeigt, dass Mexiko nicht bereit ist, sich der Willkür eines expansiven Nachbarn zu beugen.

Die Lehren aus der Niederlage im Krieg gegen die damals überlegenen USA von 1846 bis 1848, die als interventionistische Aggression betrachtet wird, mahnen die Mexikaner zur Vorsicht. Trotz interner Schwächen und politischer Zerrissenheit zu jener Zeit, musste Mexiko die Kontrolle über Gebiete wie Texas und Kalifornien an den rasant wachsenden nördlichen Nachbarn abtreten, dessen expansive Politik durch Ressourcenhunger und strategische Doktrinen wie die Monroe-Doktrin bedingt war.

Die praktische Anwendung dieser Doktrin, welche die USA als selbsternannten Schützer Amerikas vor europäischer Einmischung sah, führte zu einer schleichenden Unterwanderung und letztlich zur Abspaltung von mexikanischen Territorien.

Trotz der historischen Rivalitäten zwischen dem industriellen Norden und dem agrarischen Sklavenhalter-Süden, der um politische Vorherrschaft im Kongress kämpfte, nutzten die USA die Gelegenheit, unter der Präsidentschaft von James Polk, die nach Süden gerichtete Expansion als strategisch notwendigen Schritt zu zementieren.

Unter diesen Umständen wird deutlich, dass Mexiko stets ein kritischer Schauplatz in der amerikanischen Außenpolitik war und bleibt. Das zeigt sich auch heute, da sich die rhetorischen und politischen Auseinandersetzungen zwischen den beiden Ländern, angeheizt durch Trumps provokative Politik, weiterhin zuspitzen könnten.

Übersetzt aus dem Russischen. Ursprünglich erschienen am 10. Januar 2025 auf der Webseite der Zeitung Wsgljad.

Dmitri Bawyrin ist Analyst bei der Zeitung Wsgljad.

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