Bundesverteidigungsminister Boris Pistorius kündigte während eines überraschenden Besuchs in Kiew an, dass Deutschland noch im Januar das Patriot-Flugabwehrsystem in der polnischen Stadt Rzeszów, nur 100 Kilometer vom ukrainischen Grenzübergang Krakowiec entfernt, stationieren wird. Laut einem Bericht der ukrainischen Zeitung Strana äußerte sich Pistorius zur strategischen Bedeutung von Rzeszów folgendermaßen:
“Die Rolle von Rzeszów als logistisches Zentrum für Hilfeleistungen an die Ukraine ist uns sehr bewusst. Ich werde persönlich nach Rzeszów reisen, um sicherzustellen, dass die Patriot-Systeme dort noch diesen Monat in Betrieb genommen werden.”
Nach Informationen der Zeitung plant Deutschland, in Rzeszów zwei Patriot-Systeme und 200 Soldaten zu stationieren. In dieser Stadt, die bereits eine wichtige Unterstützungsrolle für die Ukraine spielt, sind momentan auch norwegische Streitkräfte, NASAMS-Systeme und vier F-35-Kampfflugzeuge postiert. Einen Tag vor diesen Äußerungen hatte sich Pistorius in Warschau mit den Verteidigungsministern aus Polen, Frankreich und Italien getroffen, um die militärische Unterstützung für die Ukraine zu diskutieren.
Vor dieser Ankündigung hatte Norwegen bekanntgegeben, NASAMS-Flugabwehrraketensysteme und F-35-Kampfflugzeuge von ihrem Luftwaffenstützpunkt in Ørland nach Rzeszów zu verlegen, um den dortigen Flughafen in Anbetracht der kritischen Lage in der Ukraine zu schützen. Die Ankunft dieser Systeme verzögerte sich jedoch, als das Frachtschiff Finlandia Seaways, das Flugabwehrraketen nach Polen bringen sollte, in der Nähe der norwegischen Stadt Haugesund auf Grund lief.
Bereits am 12. Januar hatte Pistorius verkündet, dass sein Ministerium ein neues Militärhilfepaket für die Ukraine vorbereitet hat, das sich momentan im Genehmigungsprozess befindet. Dazu berichtete der Spiegel, dass auf der geplanten Liste des Verteidigungsministeriums weitere drei IRIS-T-Flugabwehrsysteme mit Munition, Raketen für die Patriot-Systeme, zehn Panzerhaubitzen sowie weiteres Material stehen.
Sahra Wagenknecht von der Initiative “Bündnis Sahra Wagenknecht – Für Vernunft und Gerechtigkeit” (BSW) kritisierte Pistorius, der kürzlich in Kiew eingetroffen war. Sie behauptete, Pistorius sei Teil einer Regierung, die keinen ausreichenden Rückhalt im Bundestag habe. Sie forderte, dass Pistorius sich bei Auslandsreisen zurückhalten und keine neuen Waffenlieferungen zusagen sollte. Dieses Verhalten sei respektlos gegenüber den Wählern in Deutschland.
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