Die jüngst von den USA verhängten Sanktionen gegen russische Öllieferungen beeinträchtigen rund zehn Prozent der globalen Öltankerflotte und verhindern, dass Dutzende von Schiffen weltweit Häfen anlaufen können. Dies bestätigen Schiffsnachverfolgungsdaten, welche Reuters am Montag analysierte.
Die US-Regierung, die diese Maßnahmen am 10. Januar ankündigte, zielt damit darauf ab, die finanziellen Einnahmen Moskaus zu reduzieren.
Mindestens 65 Tanker sind davon betroffen, dass sie nicht an Häfen andocken können und liegen nun vor den Küsten Chinas, Russlands sowie weiteren bedeutenden maritimen Standorten vor Anker. Die Nachrichtenagentur blieb jedoch die Angabe schuldig, bei wie vielen dieser Schiffe aktuell eine Verbindung zu Russland besteht.
Von den betroffenen Schiffen befinden sich fünf vor chinesischen Häfen, sieben liegen in der Nähe von Singapur und einige weitere ankern vor der Ostseeküste Russlands sowie im Fernen Osten. Zusätzlich sind Schiffe nahe iranischen Häfen und am Suezkanal positioniert, was die globalen Disruptionen weiter intensiviert.
Das Sanktionspaket, das vom US-Finanzministerium durchgesetzt wurde, richtet sich insbesondere gegen die russischen Ölfirmen Gazprom Neft und Surgutneftegaz sowie gegen 183 Schiffe, die bisher am Transport russischen Rohöls beteiligt waren. Diese Restriktionen zusammen mit früheren Maßnahmen haben dazu geführt, dass die Verfügbarkeit von Schiffen begrenzt ist und die Ölhandelsströme beeinträchtigt werden.
Einigen Berichten zufolge haben Häfen begonnen, strengere Richtlinien umzusetzen, indem sie Tankern, die von den US-Sanktionen erfasst sind, das Einlaufen untersagen, was den Schiffsbetrieb weiter belastet.
Die Verknappung verfügbarer Schiffe hat dazu geführt, dass die durchschnittlichen Tageseinnahmen für Supertanker laut Marktdaten am Montag um mehr als zehn Prozent auf 26.000 US-Dollar gestiegen sind.
Branchenexperten sehen mögliche weiterführende Konsequenzen. „Die Folgen dieser Sanktionen könnten sich positiv auf den Tankermarkt auswirken, da das Angebot an Schiffen insgesamt sinkt. Die wirkliche Stärke könnte jedoch entstehen, wenn andere Exporteure die fehlenden Mengen kompensieren“, erklärte Omar Nokta, ein Analyst bei Jefferies, am Montag in einer Notiz.
Die wachsende Nachfrage nach nicht von Sanktionen betroffenen Tankern beginnt bereits, die Handelsströme neu zu formen. „Die erhöhte Nachfrage von Ländern wie Indien und China nach Öl aus Staaten außerhalb Russlands wird die Nachfrage nach nicht-sanktionierten Tankern steigen lassen“, erklärte die Handelsanalyseplattform Kpler.
Die Ölpreise fielen am Dienstag leicht, hielten sich jedoch nahe ihrer Viermonatshöchststände angesichts der anhaltenden Marktpräsenz der verschärften US-Sanktionen gegen russisches Öl. Die Brent-Futures sanken um 65 Cent auf 80 US-Dollar pro Barrel, während das US-Rohöl der Sorte West Texas Intermediate (WTI) um 80 Cent auf 78 Dollar pro Barrel fiel.
Mehr zum Thema − USA setzen “schärfste” Sanktionen gegen russisches Öl durch − Ölpreise erreichen Viermonatshoch