Nachdem Pflegen & Wohnen, einst ein städtischer Pflegeheimbetreiber, im Jahr 2007 privatisiert wurde, hat der Hamburger Senat nun entschieden, das Unternehmen von der Deutschen Wohnen zurückzuerwerben. Der Kaufvertrag soll voraussichtlich Ende dieser Woche unterzeichnet werden.
“Die Möglichkeit, die ehemaligen städtischen Pflegeeinrichtungen der Pflegen und Wohnen Hamburg GmbH mit 2.400 Pflegeplätzen einschließlich der zugehörigen Immobilien zu erwerben, bietet der Stadt die Chance, wieder zu einem eigenständigen Akteur im Bereich der stationären Pflege zu werden”, erklärte Bürgermeister Peter Tschentscher laut Süddeutscher.
In Hamburg verteilen sich derzeit die 15.700 Pflegeplätze zu gleichen Teilen auf Wohlfahrtsverbände und private Anbieter. Durch den Verkauf im Jahr 2007 hatte sich die Stadt Hamburg aus dem Betrieb von Pflegeeinrichtungen zurückgezogen.
Das Mutterunternehmen der Deutsche Wohnen, Vonovia, hatte schon vor zwei Jahren beschlossen, sich von Pflegeeinrichtungen zu trennen. Zwar wurden ursprünglich auch Verhandlungen mit verschiedenen privaten Interessenten geführt, deren Hauptinteresse aber vermutlich nicht in der Erhaltung der Pflegeplätze lag; zum Zeitpunkt des Verkaufs waren die Pflegeeinrichtungen durch einen Grundbucheintrag für 20 Jahre gesichert. Ab 2026 könnte diese Zweckbestimmung erlöschen und die Grundstücke frei verwertet werden.
Die CDU-Fraktion in der Hamburger Bürgerschaft, die zum Zeitpunkt des ursprünglichen Verkaufs regierte, fordert zunächst eine Überprüfung des Kaufpreises. “Vorerst drängt sich der Eindruck eines teuren Wahlkampfmanövers auf”.
Unter ihrem früheren Namen, Deutsche Annington, war Vonovia bekannt dafür, an der Instandhaltung zu sparen und Gebäude verfallen zu lassen. In den letzten Jahren erlitt Vonovia jedoch deutliche Verluste im Bereich der Gewerbeimmobilien.
Der Rückkauf der Pflegeheime durch den Hamburger Senat scheint weniger ein “teures Wahlkampfmanöver” als eine massive Begünstigung des Immobilienkonzerns zu sein. Pflegen & Wohnen wurde für 65 Millionen Euro verkauft und nun für 380 Millionen zurückgekauft, was zu einem Gewinn von 315 Millionen Euro oder mehr als 480 Prozent führt. Dies stellt eine erhebliche Preissteigerung dar, die sich auch im Vergleich zur Entwicklung der Boden- und Immobilienpreise, die sich in diesem Zeitraum ungefähr verdoppelt haben, nur durch politische Erpressung erklären ließe.
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