Ein Artikel der Frankfurter Allgemeinen Zeitung (FAZ) über die Ergebnisse einer aktuell beauftragten Allensbach-Umfrage zum Thema “Ansehen und Beliebtheit der Partei Bündnis 90/Die Grünen in der Bevölkerung” könnte für Irritationen in der Berliner Parteizentrale sorgen. Verantwortliche Politiker wie die Minister Habeck und Baerbock sowie auch die für viele Menschen irritierend vor Selbstbewusstsein strotzende Parteivorsitzende Ricarda Lang werden durch die Zahlen mit unangenehmen Realitäten konfrontiert. Dies erfolgt zu einem Zeitpunkt mehrerer anstehender Landtagswahlen im Osten und der im Juni stattfindenden Europawahl.
In dem FAZ–Artikel wird einleitend erklärt, dass keine der drei Koalitionsparteien im Bund “seit der Wahl 2021 so viele Sympathien verloren hat wie die Grünen”. Ausgehend von einer sich dynamisierenden Stimmung im Land werde dabei die große Unzufriedenheit mit der Ampelregierung – vor allem seitens der Koalitionspartner SPD und FDP – “den Grünen angelastet”. Dazu heißt es bezüglich der Umfrageergebnisse:
“Nur noch sechs Prozent der Bürger sind mit der Arbeit der Koalition zufrieden, 66 Prozent enttäuscht. Zwar wird kein Koalitionspartner von der Kritik verschont; die Grünen werden jedoch immer mehr als die dominierende Kraft in dieser Konstellation empfunden.”
Die Auswertungen zeigten, dass im Frühjahr 2022 noch 35 Prozent der Befragten in den Grünen “die dominierende Kraft in der Koalition” erkannten, gegenüber 24 Prozent, die das der SPD zuschrieben. Bei der Kanzlerpartei sieht es nun aktuell zu diesem Themenpunkt mehr als mau aus:
“Nur noch zehn Prozent empfinden sie als dominierende Kraft, dagegen 43 Prozent die Grünen.”
Ist damit alles super bei den Grünen? Weit gefehlt. So heißt es, das Umfragedesaster langsam aufbauend, in dem FAZ-Artikel:
“Doch nur eine kleine Minderheit derjenigen, die den beiden kleineren Koalitionspartnern einen dominierenden Einfluss zuschreiben, bewertet dies positiv. Von denjenigen, die die Grünen als dominierende Kraft empfinden, sehen nur zehn Prozent diesen Einfluss positiv, 79 Prozent dagegen kritisch.”
Es folgt die Darlegung einer “situativen Fragestellung” an die Teilnehmer der Umfrage:
“Den Befragten wurde eine öffentliche Diskussion geschildert, bei der Redner aller drei Koalitionsparteien sprechen; ein Redner wird ausgebuht. Befragt, wen die Proteste getroffen haben, ist sich die Mehrheit sicher, dass es nur die Grünen sein können. 55 Prozent sind davon überzeugt, während 13 Prozent die Repräsentanten der FDP und nur 7 Prozent die der SPD als bevorzugte Zielscheibe von Unmutsbekundungen sehen.”
Der finale Stoß vor die breite Brust einer selbstbewussten Eigenwahrnehmung findet sich im Wert schwindender “Sympathiepolster”:
“Vor fünf Jahren gaben lediglich 25 Prozent der Bevölkerung zu Protokoll, dass ihnen die Grünen kaum oder überhaupt nicht gefallen, heute sind es 56 Prozent. In der Anfangsphase der Ampelkoalition waren 67 Prozent der Bevölkerung überzeugt, dass die Grünen künftig an Bedeutung gewinnen werden. Keiner anderen Partei wurde eine vergleichbar positive Zukunftsprognose gestellt. Jetzt glauben noch 24 Prozent an eine wachsende Unterstützung für die Grünen.”
Zu den Einzelpunkten einer negativen Wahrnehmung bei den Bürgern lauten die Umfrageergebnisse:
- 80 Prozent führen als Grund unrealistische Ziele an,
- 80 Prozent unzureichende Wirtschaftskompetenz,
- 71 Prozent die grüne Energiepolitik,
- zwei Drittel werfen den Grünen vor, zu ideologiegeleitet zu sein,
- 62 Prozent Hybris,
- 61 Prozent eine zu enge Ausrichtung auf Klimapolitik.
In der Gesamtwahrnehmung aller Befragten würden 67 Prozent der Bevölkerung den Grünen vorwerfen, “den Bürgern zu viele Vorschriften zu machen”. 63 Prozent unterstellen zudem “mangelndes Verständnis für die wirklichen Sorgen der Menschen”. Noch vernichtender und damit mehr als bedrohlich für die kommenden Wahlen sind folgende Ergebnisse:
“Jeder Zweite ist überzeugt, dass die Politik der Grünen den Wohlstand in Deutschland gefährdet, 40 Prozent, dass diese Politik ihnen persönlich Nachteile bringen wird.”
Die FAZ-Autorin sieht jedoch Tendenzen stabiler Wahlwerte für die Grünen, da zunehmendes Misstrauen und Ablehnung in der Bevölkerung, “den Kern der grünen Wählerschaft eher zusammenschweißen würde”. Weiter heißt es:
“Der Kreis, der den Grünen positiv gegenübersteht, ist kleiner geworden; aber dieser Kreis ist heute noch mehr von ihnen überzeugt als früher.”
Als Gewinner erkennt die Bevölkerung laut Umfrageergebnissen aktuell “die Unionsparteien, die AfD und das Bündnis Sahra Wagenknecht”. Demnach wären gut zwei Drittel der Befragten davon überzeugt, “dass diese Parteien in Zukunft an Bedeutung gewinnen werden”.
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