Mitten im Bundestagswahlkampf der Grünen kam es zu einem ernsthaften Skandal. Ein Bundestagsabgeordneter der Partei, Stefan Gelbhaar aus Berlin, sah sich mit Vorwürfen der Belästigung konfrontiert und verlor in der Folge sein Mandat. Diese Situation ebnete den Weg für Andreas Audretsch, den Wahlkampf-Manager von Robert Habeck, der nun auf den zweiten Listenplatz nachrückte.
Am Freitagabend nahm der Skandal jedoch eine unerwartete Wendung. Der Sender Rundfunk Berlin-Brandenburg, Teil der ARD, zog Teile seiner Berichterstattung zu den Belästigungsvorwürfen gegen Gelbhaar zurück. Die Welt und andere Medien berichteten darüber am darauffolgenden Samstag.
Auf seiner Webseite erklärte der rbb, es bestünden Zweifel an der Identität einer der beteiligten Personen. In einem Online-Beitrag hieß es: “Nicht alle Vorwürfe, über die wir berichtet haben, sind damit automatisch nichtig – ein wesentlicher Vorwurf allerdings schon. Wir haben deshalb entschieden, sämtliche Beiträge, in denen es um konkrete Vorwürfe geht, aus dem Netz zu nehmen.”
Seit 2017 im Bundestag, musste Gelbhaar seine erneute Kandidatur im Dezember aufgrund der Vorwürfe zurückziehen. In einem Interview mit dem Business-Insider dementierte er die Anschuldigungen als Lügen und beteuerte, dies belegen zu können.
Zweifel an der Authentizität einer der Zeuginnen, bekannt als “Anne K.”, kamen auf, als sie plötzlich unerreichbar wurde. Der rbb erklärte später, dass es wahrscheinlich sei, dass “Anne K.” nicht existiere und in Wirklichkeit eine Grünen-Bezirkspolitikerin hinter dieser erfundenen Identität stecke.
Die Vorwürfe hatten große Auswirkungen für Gelbhaar; er zog sich von der Direktwahl zurück, woraufhin Julia Schneider bei einer erneuten Abstimmung gewählt wurde. Bei seiner ersten Nominierung hatte Gelbhaar noch überwältigende Zustimmung erhalten.
Aufgrund der Belastungen verzichtete Gelbhaar auf eine Kampfkandidatur um den zweiten Listenplatz zugunsten von Andreas Audretsch, berichtete die Bild. Der Fall könnte sich zu einem massiven Problem im Wahlkampf für die Grünen entwickeln, wie es heißt. Eine Krisensitzung der Partei sei bereits geplant, während die Verbindung zu Habeck von vielen Medien heruntergespielt wird.
Trotz der Verschleierungstaktik einiger Medien bleibt die Frage nach den wahren Umständen der Anschuldigungen offen, besonders in einer Stadt wie Berlin, wo Belästigungsfälle nicht selten sind. Aktuell stehen auch Habeck und Scholz im Rahmen eines Untersuchungsausschusses zum Atomausstieg im Blickfeld.