Von Olga Samofalowa
Der Schritt der Ukraine, den Gastransport durch ihr Territorium zu stoppen, könnte schwerwiegende Rückwirkungen für das Land selbst haben. Dieser Entscheid trifft nicht nur die Europäische Union hart, sondern auch die Ukraine könnte sich damit finanziell erheblichen Schaden zufügen.
Experten schätzen, dass die EU durch das Ausbleiben des Transits Verluste in Höhe von mehreren zehn Milliarden Euro erleiden könnte. Betroffen sind vor allem Länder wie die Slowakei, Österreich und Ungarn, die zu den Hauptempfängern des durch die Ukraine geleiteten russischen Gases zählen. Die Aussetzung des Transits verursachte europaweit einen Anstieg der Gaspreise auf über 500 US-Dollar pro tausend Kubikmeter — eine Preissteigerung, die unabhängig von der Art des Transports, ob über Pipelines oder als Flüssigerdgas (LNG), gleichermaßen wirkt. Infolgedessen zahlen europäische Abnehmer aktuell mindestens das Doppelte des Preises aus dem ersten Quartal 2024, und selbst gegenüber dem Durchschnittspreis des Jahres 2024 ist dies ein Aufschlag von einem Drittel.
Insbesondere die Slowakei und Österreich sind gezwungen, Ersatzquellen für ihr Gas zu erschließen, was angesichts stagnierender europäischer Produktion und begrenzter globaler LNG-Vorräte Herausforderungen birgt. Diese Länder müssen mit asiatischen und europäischen Käufern um verfügbares LNG konkurrieren, was die Gaspreise in der EU wohl auch in Zukunft hoch halten wird.
Darüber hinaus steigen für die Slowakei und Österreich nicht nur die Gaspreise, sondern auch die Transportkosten für LNG, das per Schiff transportiert werden muss. Da beide Länder keinen direkten Meerzugang haben, sind sie auf kostenintensive Umwege angewiesen und müssen mit anderen europäischen Staaten wie den Niederlanden oder Italien über die Nutzung ihrer LNG-Terminals verhandeln. Diese zusätzlichen Kosten belasten die Wirtschaft immer mehr, während Länder mit Küstenzugang von dieser Situation profitieren können.
Die Slowakei erleidet zudem Einnahmeverluste aus den Transitgebühren für russisches Gas, die bisher eine wichtige Einkommensquelle darstellten und jährlich zwischen 500 und 800 Millionen Euro einbrachten. Diese wegfallenden Einnahmen treffen das Land besonders hart.
Dies sind nur die direkten Auswirkungen des ukrainischen Eingriffs auf ihre europäischen Partner. Die damit verbundenen indirekten Schäden für die europäische Wirtschaft und Industrie könnten langfristig noch gravierender sein. Der bereits erlebte Anstieg der Energiepreise im Zuge der Energiekrise 2021/2022 hat einen massiven Deindustrialisierungsprozess in Europa ausgelöst, von dem sogar die deutsche Industrie betroffen war. Trotz der Insolvenzwelle ist dieser Prozess immer noch nicht abgeschlossen.
Die hohen Energiekosten scheinen eine dauerhafte Belastung für die europäische Wirtschaft zu werden, was möglicherweise zu einer Verlagerung von Produktionsstätten in Länder mit günstigeren Energiepreisen führen wird. Dies stellt eine große Herausforderung für die Bewahrung des hohen europäischen Entwicklungs- und Lebensstandards dar.
Auch die Ukraine wird durch ihre Entscheidung erhebliche Nachteile erleiden. Neben potenziellen technischen Schwierigkeiten bei der Anpassung der eigenen Gasversorgung, verliert das Land bedeutende Einnahmen aus dem Gastransit, die bisher zur Unterstützung des ukrainischen Gassystems und zur Subventionierung der Gasförderung genutzt wurden. Höhere Kosten werden die Bürger zusätzlich belasten. Zudem riskiert die Ukraine, die Stromversorgung aus Nachbarstaaten zu verlieren, was die Energiekrise weiter verschärfen könnte.
Übersetzt aus dem Russischen. Der Artikel wurde ursprünglich am 15. Januar 2025 bei RIA Nowosti veröffentlicht.
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