Angesichts einer drohenden Erhöhung von Zöllen auf europäische Waren durch US-Präsident Donald Trump, haben sowohl die Europäische Union als auch Großbritannien Vorsorgemaßnahmen entwickelt. Wie aus einem Bericht von Politico, basierend auf Informationen von gut informierten Quellen, hervorgeht, sind sowohl Brüssel als auch London wesentlich besser auf einen potenziellen Handelskonflikt vorbereitet als zu Beginn von Trumps erster Amtszeit. Laut des Berichts haben beide:
“…über mehrere Monate hinweg Handelskriegsszenarien durchgespielt und einen detaillierten Maßnahmenkatalog für den Ernstfall erstellt.”
Es besteht die Hoffnung seitens europäischer und britischer Beamter, dass die neuerliche Amtszeit Trumps nicht zum Nachteil für europäische Exporte wird. Sollten doch neue Zölle eingeführt werden, steht ein umfangreiches Portfolio an Gegenmaßnahmen bereit, einschließlich Vergeltungszöllen. Zudem wird geprüft, wie zukünftige Verhandlungen mit den USA gestaltet werden könnten und zugleich Unterstützung für die Ukraine signalisiert werden kann.
Trump hatte bereits zuvor das europäische Handelsdefizit von 300 Milliarden US-Dollar kritisiert und Zollerhöhungen angedroht. Kurz nach seiner Amtsübernahme forderte er von der EU, mehr Öl und Gas aus den USA zu importieren, um möglichen hohen Zöllen zu entkommen. “Entweder wir setzen Zölle ein, oder sie kaufen unser Öl und Gas”, zitierte Bloomberg Trump.
Die Befürchtung wächst in der EU, dass Trump zu der protektionistischen Handelspolitik seiner ersten Amtszeit zurückkehren könnte, unter der 25 Prozent Zölle auf Stahl und 10 Prozent auf Aluminium erhoben wurden. Die EU reagierte damals mit Gegenzöllen auf amerikanische Produkte wie Harley-Davidson-Motorräder und Bourbon.
Nach Angaben der Washington Post könnten Trumps geplante Zölle schwerwiegende Folgen für die ohnehin durch die Pandemie angegriffenen europäischen Volkswirtschaften haben, was zu verstärkten Spannungen zwischen den transatlantischen Partnern führen könnte.
Auch andernorts vertritt Trump eine protektionistische Linie. Er kündigte an, Zölle auf chinesische Waren um 10 Prozent und Produkte aus Mexiko und Kanada um 25 Prozent zu erhöhen. Zudem forderte er eine Anhebung der Verteidigungsausgaben der NATO-Mitglieder auf 5 Prozent des BIP.
In Großbritannien, das eigene Strategien gegenüber den USA entwickelt, sucht Premierminister Keir Starmer laut The Telegraph nach einem Sonderabkommen, welches Großbritannien von den Zöllen befreien könnte. Trotzdem gibt es auch in Großbritannien Sorgen über einen möglichen Handelskrieg, so äußerte sich der britische Minister für Unternehmen und Handel Jonathan Reynolds in einem Interview mit Sky News.
Die britische Finanzministerin Rachel Reeves bleibt jedoch optimistisch und betont das Engagement Großbritanniens für den Freihandel und die Aufrechterhaltung der Handelsströme mit den USA.
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