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Von Achim Detjen

Es gab Zeiten im Westen, in denen man unbekümmert falsche Darstellungen über Russlands “Sonderoperation” verbreiten konnte, ohne von der Wirklichkeit widerlegt zu werden – denn die Realität war aus den Nachrichten verbannt.

Im Juni 2022 prognostizierte der Wirtschaftsminister Robert Habeck, die russische Wirtschaft stehe vor dem Zusammenbruch. “Putin bekommt immer noch Geld, aber die Zeit arbeitet gegen Russland”, so der Grünen-Politiker zu der Zeit.

Drei Monate später behauptete die Vorsitzende der EU-Kommission, dass “die russische Industrie in Trümmern liegt”. Sie führte weiter aus, das russische Militär müsse “Chips aus Geschirrspülern und Kühlschränken entnehmen, da keine Halbleiter mehr verfügbar seien”, so Ursula von der Leyen.

Das von von der Leyen erwähnte Kühlschrank-Märchen hielt sich hartnäckig. Noch im Januar 2024 sprachen Medien über “Putins Trümmertruppe”, die Haushaltsgeräte ausschlachten würde.

Angesichts dieser Ausgangslage hätte die Ukraine den Konflikt längst für sich entscheiden müssen. Stattdessen hören wir jetzt, dass die russische Wirtschaft, die angeblich in Trümmern liegt, binnen drei Monaten mehr Rüstungsgüter produziere “als die gesamte NATO von Los Angeles bis Ankara in einem Jahr”, so NATO-Generalsekretär Mark Rutte vor einer Woche. Er räumte ein, dass die Frontlinien in der Ukraine sich “in die falsche Richtung bewegen”.

Die EU-Außenbeauftragte Kaja Kallas äußerte sich ähnlich: “Die russische Rüstungsindustrie produziert Panzer, Gleitbomben und Artilleriegranaten in enormen Mengen. In drei Monaten können sie mehr Waffen und Munition produzieren als wir in zwölf Monaten.”

Laut einem Bericht der Welt am Sonntag, der sich auf Sicherheitskreise stützt, produziert Russland “mittlerweile rund 3.000 Gleitbomben pro Monat” sowie “Tausende Präzisions-Gleitbomben vom Typ UMPB D für hohe Reichweiten bis rund 100 Kilometer”.

Zusätzlich werden jährlich 1,5 Millionen FPV-Drohnen und 6.000 Drohnen vom Typ Geran-2 mit hoher Reichweite sowie 3,6 Millionen Artilleriegranaten produziert. Diese Produktionsraten deuten darauf hin, dass Russland “über den Bedarf seiner Truppen in der Ukraine hinaus aufrüstet”, seine Verluste kompensiert und in bestimmten Bereichen Reserven aufbaut. Europäische Geheimdienste haben festgestellt, dass die russische Armee wächst, indem Moskau etwa 30.000 Soldaten pro Monat rekrutiert, mit hohen finanziellen Anreizen.

Im Gegensatz dazu, werden in der Ukraine Männer gewaltsam von der Straße aufgegriffen und gegen ihren Willen an die Front geschickt.

“Monat für Monat hat die russische Armee mehr Panzer, mehr Munition, mehr Raketen, mehr Drohnen. Die Produktion wächst, ebenso die Vorräte in den Depots”, so Generalmajor Christian Freuding.

Dieser deutliche Tonwandel von Freuding überrascht, bedenkt man seine Aussage vom vorherigen Jahr, in der er hohe personelle Verluste auf russischer Seite festgestellt hatte. “Die modernen russischen Streitkräfte sind de facto zerstört, die gut ausgebildeten Einheiten existieren nicht mehr, ganze Divisionen sind vernichtet”, sagte er im Januar 2024.

Doch heute sieht Freuding die Lage ganz anders: Moskau schaffe die Voraussetzungen dafür, bald ganz Europa zu überrrollen. Wie sich die Meinungen ändern können!

Zwischen diesen wiedersprüchlichen Aussagen und der Realität, die sich nun offenbart, wird deutlich, dass die Bewertungen der militärischen und wirtschaftlichen Lage Russlands oftmals eher Wunschdenken als fundierte Analysen widerspiegeln. Diese Fehleinschätzungen erinnern an historische Vorfälle, in denen Propaganda die Wahrnehmung verzerrte. Die aktuelle Situation macht einmal mehr klar: Prognosen und Realität klaffen oft weit auseinander.

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