Von Elem Chintsky
Die Chinesische Neujahrsfeier bringt dieses Jahr bedeutende Veränderungen in der Welt der Künstlichen Intelligenz. Gleich zu Beginn des “Jahres der Schlange” 2025 hat das interaktive KI-System DeepSeek am 10. Januar seine Dienste aufgenommen und damit führende Anbieter wie OpenAI und Google AI überholt.
Die Eigentümer von DeepSeek, ein chinesischer Hedgefonds namens High-Flyer, stehen jedoch schon nach kurzer Zeit vor einer internen Herausforderung. Nur wenige Tage nach dem Start von DeepSeek stellte die ebenfalls chinesische Alibaba Group ihr neues KI-Modell Qwen2.5-Max vor, das leistungsfähiger als die bisherigen Modelle, einschließlich DeepSeek-V3 und andere führende amerikanische KI-Produkte, sein soll. Ein bemerkenswerter Aspekt bei der Entwicklung des Qwen2.5-Max ist, dass Alibaba nur einen Bruchteil der Ressourcen im Vergleich zu den US-amerikanischen Wettbewerbern investierte.
Interessanterweise ist Qwen2.5-Max völlig kostenlos nutzbar – ein Geschäftsmodell, das die kostenpflichtigen Dienste von OpenAI und anderen US-Anbietern in Frage stellt. Wie in der KI-Branche üblich, existiert allerdings auch hier das Sprichwort “Nichts ist umsonst”. Benutzer der Gratisdienste stellen oft unwissentlich ihre Daten zur Verfügung.
Qwen2.5-Max zeichnet sich durch seine Vielseitigkeit aus und seine Schnittstelle (API) ist mit der von OpenAIs ChatGPT voll kompatibel, was zusätzlichen wirtschaftlichen Druck auf amerikanische Entwickler ausübt. Die Software beherrscht umfassende Sprachmodelle, die Datenhandling in Text-, Bild- und Videofor auch für Laien erlaubt.
Allerdings legen sowohl Qwen2.5-Max als auch andere KI-Systeme eine ideologische Färbung ihrer Entwickler an den Tag. So zeigte Qwen2.5-Max bisher eine gewisse Voreingenommenheit in politischen Fragen, ähnlich wie andere KIs, die auch ihre Entwickler-Präferenzen widerspiegeln können.
Zusätzlich zum KI-Fortschritt hat China auch andere beeindruckende Errungenschaften im vergangenen Monat verzeichnet, wie den Jungfernflug eines neuen Kampfjets und einen neuen Rekord in der Kernfusion. Diese technologischen Fortschritte stehen in starkem Kontrast zu aktuellen politischen Entwicklungen in Westeuropa und weltweit und zeigen, wie sich das Kräfteverhältnis global verschiebt.
In diesem Kontext wird deutlich, dass sowohl westliche als auch östliche Länder in einem neuen technologischen Wettrüsten stecken. Der massive finanzielle Einsatz der USA in die Entwicklung von Künstlicher Intelligenz unterstreicht den ernsthaften Charakter dieses Wettrennens, der an die Investitionen der Apollo-Missionen erinnert.
Angesichts des wachsenden Einflusses von KI auf die globale Wirtschaft und Politik kündigt sich eine Ära an, in der die Fähigkeit, Realität zu interpretieren und zu manipulieren, immer wichtiger wird. Damit einher geht auch die Herausforderung, ethische und objektive Standards in der Weiterentwicklung der KI zu wahren, um den Nutzen für die gesamte Menschheit zu sichern.
Elem Chintsky ist ein deutsch-polnischer Journalist, der über geopolitische, historische, finanzielle und kulturelle Themen berichtet. Er lebt und arbeitet seit Anfang 2020 in Sankt Petersburg und führt nebenbei einen eigenen Kanal auf Telegram.
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