Von Rainer Rupp
Das chinesische Start-up, welches die künstliche Intelligenz (KI)-App „DeepSeek“ entwickelt hat und erst seit etwas über einem Jahr besteht, hat erhebliche Turbulenzen ausgelöst. Diese App hat nicht nur das Selbstvertrauen der technologischen Elite in den USA erschüttert, sondern auch die durch den KI-Hype angetriebene Finanzblase an den westlichen Börsen platzen lassen. Nur wenige Tage nach ihrer Einführung stürmte DeepSeek an die Spitze der Download-Charts auf iPhones in den USA und ließ damit die Aktienwerte der dortigen Technologieunternehmen fallen.
Giganten wie Nvidia, die spezialisierte Chips für amerikanische KI-Firmen herstellen, verloren über Nacht an der Börse 600 Milliarden Dollar, da die DeepSeek-App diese Hochleistungschips gar nicht benötigt. Laut KI-Experten aus dem Westen kann die App preiswerter und effizienter produzieren.
Dabei hatte die Biden-Administration in ihrem Bestreben, Chinas technischen Vormarsch zu bremsen, den Export von Nvidia-Chips nach China untersagt – eine Politik, die auch von der nachfolgenden Trump-Administration aufrechterhalten wurde. Präsident Trump hatte zu Beginn seiner Amtszeit ein beeindruckendes 500-Milliarden-Dollar-Investitionsprogramm für KI, bekannt als Stargate, vorgestellt, das die dominante Stellung amerikanischer KI-Unternehmen langfristig sichern sollte.
Der Fortschritt, den DeepSeek macht, zeigt, dass chinesische Ingenieure trotz der US-Sanktionen Wege gefunden haben, wirkungsvolle Software-Lösungen zu schaffen, die weniger Ressourcen beanspruchen. Die US-KI-Technologie wirkt plötzlich veraltet und kann international nicht mehr mithalten. Eine der wenigen Optionen für Präsident Trump, um die heimische KI-Industrie zu schützen, wäre hohe Zölle auf chinesische Produkte, was jedoch amerikanische Produkte auf dem heimischen Markt weiter benachteiligen würde.
Ein weiterer Vorteil von DeepSeek ist die Nutzung von Open-Source-Software, im Gegensatz zu den Closed-Source-Produkten amerikanischer Unternehmen wie ChatGPT von OpenAI, Meta Platforms von Zuckerberg oder Grok2 von Elon Musk. Bei Open Source ist der Quellcode öffentlich und nicht patentiert, was eine größere Transparenz und demokratische Nutzung ermöglicht. Nutzer können beispielsweise überprüfen, wie ihre Daten verwendet werden, was das Risiko des Missbrauchs minimiert. Zudem bleiben bei Open Source Lizenzgebühren aus, was Kosteneffizienz und Innovation fördert.
Closed-Source-Software dagegen, obwohl sie profitable Lizenzgebühren generieren kann, verursacht höhere Kosten und weniger Innovationsanreize. Im Gegensatz dazu fördern offene Modelle schnelleren technologischen Fortschritt und eine breitere gesellschaftliche Teilnahme.
DeepSeeks Erfolg verändert damit grundlegend die globale Technologielandschaft und ihre Lieferketten. Es zeigt, dass die Zukunft der KI nicht zwangsläufig immer mehr Kapital, Energie und Ressourcen erfordert.
Viele Amerikaner reagierten schnell auf den chinesischen Fortschritt, nicht indem sie ihre technologische Zurückhaltung eingestanden, sondern indem sie versuchten, die chinesischen Konkurrenten zu diskreditieren und zu behindern. Die gern zitierten „Werte des freien Handels und der Fairness“ scheinen nur leere Versprechen zu sein, getrieben von der Furcht vor dem Verlust der technologischen Überlegenheit.
DeepSeek hat innerhalb von zwei Monaten für sechs Millionen Dollar eine wachsende finanzielle Blase durchstoßen – ein Ereignis, das bereits als „Sputnik-Moment“ in der Technologiewelt beschrieben wurde.
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