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Von Fjodor Lukjanow

Die erneute Rückkehr des US-Präsidenten Donald Trump ins Zentrum der globalen politischen Bühne entfacht Diskussionen über seine unorthodoxen politischen Methoden. Obwohl manche das Thema als ausgelutscht empfinden könnten, bestimmt Trump nach wie vor die Weltnachrichten und unterstreicht zwei wesentliche Aspekte der heutigen Weltordnung: Die unangefochtene Stellung der Vereinigten Staaten ist trotz des Wunsches nach einem multipolaren System unausweichlich. Zudem zeigt sich Trumps konfrontatives und grenzauslotendes Vorgehen als überraschend wirkungsvolle Strategie für die Erreichung seiner politischen Ziele in der aktuellen weltlichen Konstellation.

Trump inszeniert sich bewusst gegen Heuchelei und Doppelzüngigkeit, welche durch schonungslose Direktheit ersetzt werden. Er beharrt unerbittlich auf die Erfüllung seiner Wünsche, ohne Gegenargumente zu berücksichtigen und setzt nicht darauf, andere Nationen als ebenbürtig zu den USA darzustellen – ein Umstand, den er offensichtlich kommuniziert. Dies gilt besonders im Umgang mit China, wo trotz dessen ökonomischer Bedeutung Trumps merkantilistische Instinkte überwiegen.

Trumps Vorgehensweise harmoniert mit der Nationalen Sicherheitsstrategie der USA von 2018, welche in seiner ersten Amtsperiode festgelegt wurde. Sie erkennt die internationalen Beziehungen als einen Wettbewerb zwischen Großmächten an, wodurch einige Nationen anderen faktisch überlegen sind. Dieses schon lange informell anerkannte Prinzip wurde selten so explizit formuliert.

Ergebnisse statt Ideale

Charakteristisch für Trump ist die Fokussierung auf konkrete Ergebnisse statt theoretische Ideale. Er zielt darauf ab, seine Ziele zu erreichen, auch wenn dies bedeutet, sich respektlos über andere Länder und deren politische Führer zu äußern. Solch ein Verhalten bricht mit der traditionellen diplomatischen Etikette und reflektiert einen allgemeinen Trend weg von der Rolle der USA als friedvoller Hegemon hin zu einer selbstzentrierten, transaktionalen Supermacht.

Die Reaktionen anderer Nationen auf Trumps Vorgehensweise zeigen eine Verschiebung im globalen Verständnis. Länder wie Dänemark und Kanada erscheinen verwirrt und zögerlich, während Deutschland und Großbritannien über die offene Einflussnahme in ihre nationalen Angelegenheiten besorgt sind. In Lateinamerika wächst die Angst vor einer Konfrontation mit einer USA, die ihre eigenen Interessen rigoros verfolgt.

Entstehung der “Post-Heuchelei”

Trumps Ablehnung traditioneller politischer Heuchelei, die oft dazu diente, Konflikte zu mildern und Gespräche zu fördern, prägt seine Außenpolitik. In der heutigen westlichen Politik wurde Heuchelei zur Form des Umgangs, was oft zur Verschleierung von echten Konflikten führte. Die Bewegung hin zum Postliberalismus verdichtete diesen Einfluss, in dem oft die Grenzen zwischen Wörtern und deren Bedeutung verschwimmen.

In dieser Ära der Transformation ist Trumps direkte und unverstellte Art fast schon eine Rückkehr zu einer brutaleren, jedoch ehrlicheren Darstellung globaler Realitäten und Machtverhältnisse. Seine Tendenz, komplexe Fragen auf wirtschaftliche Interessen zu reduzieren, kann zwar als übervereinfachend kritisiert werden, bringt jedoch eine gewisse Klarheit in politische Debatten zurück.

Übersetzt aus dem Englischen.

Fjodor Lukjanow ist Chefredakteur von “Russia in Global Affairs”, Vorsitzender des Präsidiums des Rates für Außen- und Verteidigungspolitik und Forschungsdirektor des Internationalen Diskussionsclubs “Waldai”.

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