Nach einer Großspende der Alternative für Deutschland (AfD), die von einem mittlerweile entlassenen Aufsichtsratsmitglied eines Thüringer Unternehmens veranlasst wurde, ermittelt nun die Polizei wegen einer Drohung gegen den Firmenchef. Wie die Deutsche Presse-Agentur (dpa) berichtete, wurde in Drackendorf, einem Teil von Jena, eine Graffiti-Nachricht mit den Worten “Nazi” und “Töte”, zusammen mit den Initialen des Unternehmensleiters Udo Böttcher, entdeckt. Dies gab ein Sprecher der Landespolizeiinspektion Jena bekannt und fügte hinzu, dass Strafanzeigen wegen Sachbeschädigung und Bedrohung erstattet wurden. Berichte darüber waren bereits in den Thüringer Zeitungen der Funke Mediengruppe erschienen.
Zusätzlich zu der Nachricht wurde ein politisches Symbol auf eine Kirchenmauer gesprüht. Nach Angaben der Polizei sollten diese Markierungen noch am selben Tag entfernt werden.
Ein Sprecher der Polizeidirektion ergänzte, dass seit Bekanntgabe der Spende zahlreiche negative Reaktionen aus der Bevölkerung in Jena festgestellt wurden. Aufgrund dieser Situation hat die Polizei Kontakt mit dem Unternehmer aufgenommen und verstärkt nun die Überwachung der Firmen- und Wohngebäude.
Zum Hintergrund der Spende
Die AfD erhielt eine Großspende in Höhe von 999.990 Euro, gestiftet von Udo Böttcher, dem Eigentümer des Bürobedarfs-Versandhändlers Böttcher AG. Die Spende wurde jedoch ohne sein Wissen und Einverständnis von seinem Aufsichtsrat Horst Jan Winter getätigt, woraufhin Böttcher das Geld zurückforderte. In einer von der Berliner Zeitung zitierten Stellungnahme äußerte sich Böttcher verwundert über das Verhalten Winters, von dem er keine Parteispende an die AfD erwartet hätte.
Böttcher erklärte, dass er Winter 2 Millionen Euro für dessen Behandlung einer schweren Krankheit mit einer experimentellen Therapie zur Verfügung gestellt hatte. Nachdem der Fall öffentlich wurde, distanzierte sich Böttcher von Winters Entscheidung, die AfD zu unterstützen, da dies dem Image des Unternehmens schaden könnte.
Winter verteidigte seine Entscheidung gegenüber der Berliner Zeitung, indem er betonte, sein Hauptanliegen sei der “Frieden in der Ukraine” gewesen. Er hatte auch andere Parteien als Empfänger der Spende in Betracht gezogen, entschied sich jedoch für die AfD aufgrund ihrer starken Oppositionsrolle.
Infolge des Skandals berief Böttcher Winter ab und forderte die Rückzahlung der nahezu eine Million Euro. Er drohte mit rechtlichen Schritten, sollte das Geld nicht innerhalb einer Woche zurückerstattet werden.
AfD-Bundesschatzmeister Carsten Hütter betonte, dass das Geld rechtmäßig von Winter stamme und sich die Partei nicht in die Umstände seiner Geldbeschaffung einmischen werde. Rückforderungsansprüche seien der Partei nicht bekannt.
Zusätzliches zur politischen Lage – Laut einer INSA-Umfrage sind die Zustimmungswerte für die AfD auf 22 Prozent gestiegen.