Jan Frederik Seidel, der Geschäftsführer des Berliner Unternehmens Aucoteam, hat in einem Interview mit der Berliner Zeitung über die gescheiterten Expansionspläne seiner Firma berichtet. Dabei stieß das Vorhaben auf Hindernisse seitens der Berliner Behörden und Umweltschutzorganisationen.
Traditionsbetrieb mit Ambitionen
Aus dem DDR-Institut für Regelungstechnik entstand das heutige Unternehmen Aucoteam, ein Spezialist für Software- und Automatisierungslösungen sowie Prüf- und Montageautomation. Trotz Schwierigkeiten während der Privatisierungsphase durch die Treuhandanstalt, sicherten sich engagierte Mitarbeiter den Fortbestand und die Weiterentwicklung des Instituts. Im Hinblick auf das wachsende Feld der Elektromobilität plante Aucoteam, ein neues Prüfzentrum für Batterien aufzubauen. Ein idealer Standort wurde im geplanten Cleantech Business Park in Marzahn gefunden, wo man auf einer Fläche von 10.000 Quadratmetern ein 18 Millionen Euro schweres Projekt realisieren wollte, das zahlreiche Arbeitsplätze schaffen sollte.
Bürokratie bremst Fortschritt
Trotz einer anfänglichen Einigung mit der landeseigenen Wista über den Kauf der Fläche, verzögerten sich vertragliche Formalitäten unerwartet lange. Jan Frederik Seidel deutete gegenüber der Berliner Zeitung an, dass verschiedene Behörden und Institutionen wie die Berliner Wasserbetriebe in den verzögerten Prozess involviert waren. Der Kaufvertrag wurde schließlich erst zwei Jahre nach der ersten Entscheidung zur Expansion unterschriftsreif.
Als nächster Schritt sollte der Baubeginn angemeldet werden, doch das zuständige Umweltschutzamt in Marzahn untersagte die Bauarbeiten für mindestens ein Jahr. Der Grund war der Schutz einer seltenen Krötenart, der Wechselkröte, die vermutlich auf dem Gelände lebte. Seidel äußerte sich frustriert:
“Ich kaufe doch kein Grundstück, auf dem ich bestenfalls mal einen Kindervergnügungspark mit Krötenbesichtigung einrichten kann.”
Gerichtliche Auseinandersetzungen
Obwohl das Berliner Verwaltungsgericht zunächst grünes Licht für die Baumaßnahmen gab, kam es zu einem weiteren Gerichtsverfahren durch die Berliner Landesarbeitsgemeinschaft Naturschutz, das eine sofortige Unterlassung der Bauarbeiten erreichte. Diese Entscheidung, sechs Tage vor geplantem Baubeginn, basierte auf einem vermuteten Vorkommen der Wechselkröte, ohne konkret nachweisbare Beweise. Aucoteam zog sich daraufhin von den Plänen zurück und der Grundstückskauf wurde rückabgewickelt, was das Unternehmen fast einen siebenstelligen Betrag kostete.
Die Reaktionen aus Politik und Wirtschaft fielen ernüchternd aus. Lokale Parteivertreter und die Industrie- und Handelskammer betonten die Wichtigkeit von Naturschutz, während praktische Unterstützung ausblieb. Trotz Bemühungen um Transparenz und Kooperation vonseiten Aucoteams blieben die Gründe für das Verwaltungshandeln rätselhaft. Die gerichtlichen Entscheidungen erschienen dabei ebenso inkonsistent. So bleibt das Unternehmen vorerst auf seinem ursprünglichen Standort beschränkt und das Expansionsvorhaben unvollendet.
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