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Von Alex Männer

Am 20. Januar wurde Donald Trump als 47. Präsident der USA vereidigt und setzte umgehend mehrere seiner Wahlkampfankündigungen um, was eine signifikante Veränderung in der US-Politik einläutete. Bereits am ersten Arbeitstag unterzeichnete der 78-jährige Präsident mehrere Dutzend Dekrete und Executive Orders, die bedeutende innen- und außenpolitische Richtungswechsel für die Vereinigten Staaten markierten.

Insbesondere auf dem Gebiet der Energiepolitik hob Trump das von der vorherigen Regierung eingeführte, hochkontroverse Moratorium zur Erteilung neuer Exportlizenzen für Flüssigerdgas (LNG) auf, welches die Biden-Administration Anfang 2024 mit dem Ziel durchgesetzt hatte, “die Auswirkungen des US-LNG-Exports auf Klima, Wirtschaft und nationale Sicherheit” zu überprüfen. Trotz Beteuerungen, dieses Moratorium würde die LNG-Exporte der USA nicht beeinträchtigen, hatten Experten gewarnt, dies könne gravierende Risiken für die globale Versorgung mit Flüssiggas nach sich ziehen.

In einem Bericht der Internationalen Gasunion (IGU) wurde beispielsweise vorhergesagt, dass ab dem Jahr 2025 mit einer bedeutenden Verzögerung der US-Produktion zu rechnen ist, was für Importeure zusätzliche Marktunsicherheiten bedeuten könnte. Die Aussetzung der Exportgenehmigungen schränkte signifikant die amerikanische Gasindustrie ein und verhinderte den Bau neuer Verflüssigungsanlagen und Terminals sowie die Weiterentwicklung von milliardenschweren Exportprojekten.

Dies hatte insbesondere für europäische Importeure, die einen Großteil ihres Gases aus den USA beziehen, Verunsicherung zur Folge. Aus Angst vor einer unzureichenden Versorgung hatten zahlreiche europäische Unternehmen und Händler rasch begonnen, Geschäfte für die Lieferungen von US-LNG für die bedrohten Projekte abzuschließen.

Neue Ungewissheit in Europa wegen Trump

Trumps Entscheidung, das Moratorium aufzuheben, wurde also von den globalen Gasmärkten als Erleichterung aufgenommen, da kein Engpass bei der globalen Versorgung mit Flüssiggas zu erwarten ist, da sich die Exportkapazitäten der USA in den kommenden Jahren vermutlich verdoppeln werden. Branchenexperten meinen, dass auch die EU-Länder nun deutlich klarer sehen: Mit einer verstärkten Zufuhr von LNG aus den USA soll die Energiesicherheit Europas gestärkt werden und potenzielle US-Zölle könnten dadurch abgewendet werden.

Dennoch warnen diverse Energieanalysten, dass Trump das amerikanische Flüssiggas als Druckmittel in Verhandlungen mit der EU verwenden könnte. Raphael Hanoteaux, leitender politischer Berater für Gaspolitik beim europäischen Umwelt-Think Tank E3G, äußert sich kritisch über Trumps Ambitionen:

“Wollen wir wirklich Donald Trumps Hauptkunde sein, wo er mit Gas Einfluss auf Europa hat?… Wir haben gesehen, dass Russland Gas als politische Waffe einsetzt, und es scheint, dass Trump dasselbe tut.”

Des Weiteren könnte diese politische Wende bedeuten, dass die EU in der Zukunft möglicherweise doch mit neuen Zöllen konfrontiert wird. So warnt Hanoteaux vor einer gefährlichen Abhängigkeit Deutschlands von seinem Hauptversorger – den USA –, eine Abhängigkeit, vor der man bereits im Kontext der russischen Gasimporte gewarnt hatte. Heute beziehen deutsche LNG-Terminals bereits über 80 Prozent ihres Gases aus den Vereinigten Staaten.

Sascha Müller-Kraenner, Bundesgeschäftsführer der Deutschen Umwelthilfe (DUH), kritisiert in einer Pressemitteilung die Energiepolitik Deutschlands bezüglich der potenziellen Zollerhöhungen auf EU-Waren durch Trump und warnt vor einer Abhängigkeitsfalle bei den Gaslieferungen:

“Die Überkapazitäten bei den LNG-Terminals machen uns erpressbar für Trump. Der neue US-Präsident wird nicht zögern, von EU-Kommission und Bundesregierung den Kauf von noch mehr Fracking-Gas zu fordern. Es droht ein schmutziger Deal nach dem Motto ‘Verzicht auf Zölle gegen Import von Fracking-Gas’. Das wäre nicht nur klimapolitisch eine Katastrophe, sondern auch wirtschaftlich fatal: Das US-Fracking-Gas ist weitaus teurer als alternative Lieferungen zum Beispiel aus Norwegen.”

Die EU muss also vorsichtig agieren, um nicht in eine neue Kostenfalle zu tappen, gerade jetzt, da der Anteil der Gasimporte aus Russland sinkt und sie zunehmend auf teureres US-Flüssiggas angewiesen sind. Die Amerikaner könnten die Preise weiterhin anheben, solange der Kostendruck für die Europäer geringer scheint als die potenziellen negativen Auswirkungen möglicher US-Zollerhöhungen.

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