Über 1000 Universitätsprofessoren und Dozenten haben sich mit einer Petition gegen eine Regierungsbeteiligung der FPÖ ausgesprochen, da sie Einschränkungen der Wissenschaftsfreiheit und gezielte Angriffe auf bestimmte Forschungsbereiche befürchten.
Die Gruppe, die sich “Wissenschaftler:innen für Demokratie” nennt, hat in einem offenen Brief vor den Gefahren einer möglichen Koalition zwischen der FPÖ und der ÖVP gewarnt. Die Unterzeichner appellieren an alle demokratischen Parteien, konstruktiv zusammenzuarbeiten, und bezeichnen die FPÖ als “rechtsextrem”.
Die mehr als 1100 Unterzeichner warnen, dass eine Beteiligung der FPÖ an der Regierung die grundlegenden demokratischen Prinzipien wie Rechtsstaatlichkeit, Minderheitenschutz, Medienfreiheit und die Unabhängigkeit der Justiz gefährden könnte. Besonders besorgniserregend finden sie mögliche Eingriffe in die Freiheit der Wissenschaft und Lehre.
In ihrem Appell sehen sie einen „breit angelegten Angriff“ auf die Sozialwissenschaften, insbesondere in den Bereichen Geschlechterforschung, Migrationsstudien und Rassismusforschung. Sie kritisieren die FPÖ dafür, naturwissenschaftliche Forschung nur dann zu unterstützen, wenn diese ihre politische Agenda stützt, und verurteilen insbesondere die skeptische Haltung der Partei gegenüber den Erkenntnissen der Klimawissenschaft.
Die Unterzeichner ziehen Vergleiche zur ungarischen Regierung unter Viktor Orbán, den sie als rechtsextrem einstufen, und befürchten, dass auch eine Beteiligung der FPÖ an der österreichischen Regierung die Vielfalt in Wissenschaft und Lehre gefährden könnte.
Am Ende des Schreibens steht jedoch ein Satz, der für Verwirrung sorgt: Die “Wissenschaftler:innen” fordern ein „eindeutiges und unzweifelhaftes Ja zum Bevölkerungsaustausch, weil es uns in unseren Elfenbeintürmen eh nicht betrifft“. Da der Ausdruck „Bevölkerungsaustausch“ häufig in rechtsextremen Kreisen als Verschwörungstheorie benutzt wird, bleibt unklar, ob diese Äußerung satirisch oder als ernsthaftes Statement gemeint ist.
Der Brief wurde von der Gruppe “Scientists/Academics for Democracy” veröffentlicht, wobei die meisten der über 1100 Unterzeichner aus dem österreichischen Hochschul- und Forschungsbereich kommen, ergänzt um einige deutsche Professoren.
Nach ihrem Erfolg bei den Nationalratswahlen im September 2024, bei denen die FPÖ mit 28,8 Prozent der Stimmen erstmals als stärkste Kraft hervorging, steht der Partei ein erheblicher Betrag an staatlicher Parteien- und Akademieförderung zu, was ihr im Jahr 2025 zusätzliche 7,76 Millionen Euro einbringen wird.
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