Die Gaspreise in der Europäischen Union erleben einen rapiden Anstieg und haben kürzlich den höchsten Stand seit Oktober 2023 erreicht. Am vergangenen Freitag überschritt der Preis für Gas an der Handelsbörse mehr als 55 Euro pro Megawattstunde. Als maßgeblicher Richtwert dient dabei der Preis am TTF, einem virtuellen Handelspunkt, der den europäischen Gashandel zentralisiert.
Ein wesentlicher Faktor für den Preisanstieg sind die derzeit niedrigen Gasspeicherstände in der EU, die unter 51 Prozent gefallen sind, verglichen mit 68 Prozent im Vorjahr. Tiefe Temperaturen und der Mangel an Windenergie führen dazu, dass mehr Gas zur Stromgewinnung verbrannt wird.
Zudem hat die Ukraine zu Beginn des Jahres den Transit russischen Gases über ihr Territorium gestoppt, um Russland finanziell zu treffen und dadurch den Verlauf des Krieges zu beeinflussen. Diese Maßnahme scheint jedoch eher die europäischen Unterstützer der Ukraine zu belasten als Russland selbst.
Die Gesetzgebung der EU trägt ebenfalls zum Preisanstieg bei, indem sie zu bestimmten Terminen Mindestfüllstände der Gasspeicher vorschreibt. Dies führt zu einer erwarteten höheren Nachfrage und damit zu Preisaufschlägen in den kommenden Monaten, erklären die Energieanalysten Helge André Martinsen und Tobias Ingebrigtsen von der schwedischen Bank DNB. Die verzweifelte Suche der EU nach LNG treibt den Preis zusätzlich in die Höhe.
Ein weiterer bedeutender Grund für die hohen Preise ist die Haltung der derzeitigen Bundesregierung, die Angebote Russlands zur Gaslieferung durch die noch funktionierende Nord Stream 2 Pipeline abzulehnen. Wirtschaftsminister Robert Habeck betont weiterhin, dass die Abwendung von russischen Energieressourcen eine Erfolgsgeschichte sei, die ihm zuzuschreiben ist, obwohl wirtschaftliche Daten aus Deutschland und der EU eine gegenteilige Entwicklung zeigen.
Weiterführendes dazu – Nord-Stream: Die EU-Kommission blockt den Fragenkatalog des BSW-Abgeordneten De Masi ab