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Von Tarik Cyril Amar

Der Ukraine-Krieg wirft schmerzhafte Fragen auf, deren Beantwortung durch die Interessen des Westens lange verschleiert bleiben dürfte. Dieser Konflikt ist zu einem vernichtenden Rückschlag für westliche Bestrebungen geworden, und ehrliche Einblicke werden vorerst Widerstand begegnen.

Während des Konflikts kamen bereits Fakten ans Licht, die den selbstsüchtigen Erzählungen des Westens widersprechen. Jüngste Enthüllungen über die Tätigkeiten der US-amerikanischen Behörde für internationale Entwicklung (USAID) fügen diesen Narrativen weitere Risse zu.

Bevor wir uns mit den Aktivitäten der USAID auseinandersetzen, sollten wir uns in Erinnerung rufen, dass der Westen wiederholt versucht hat, die Ukraine als Mittel zur Schwächung Russlands einzusetzen. Als beispielsweise nicht beachtet wurde, dass frühe Friedensgespräche in Weißrussland und Istanbul im Frühjahr 2022 hätten Früchte tragen können, entschied sich der Westen unter Führung der USA, den Konflikt weiter zu eskalieren, anstatt eine friedliche Lösung zu unterstützen.

Bizarr ist zudem die fortwährende Leugnung des Westens in Bezug auf die Angriffe auf die Nord-Stream-Pipeline, ein Akt, der bereits als bedeutendster Anschlag auf die europäische Energieinfrastruktur gilt und dennoch kaum Beachtung findet.

In Bezug auf die USAID ist es wichtig zu erkennen, dass Änderungen in dieser Organisation weniger auf Aufrichtigkeit als auf inneramerikanischen Machtkämpfen beruhen. Trotz der Kritik von US-Präsident Donald Trump und Elon Musk an der USAID bleibt die Grundausrichtung der Organisation unverändert: Sie verschleiert häufig politisch motivierte Eingriffe unter dem Deckmantel der “Entwicklungshilfe”.

Gerade in der Ukraine hat die USAID, die 1961 gegründet wurde und ein Budget von 30 bis 40 Milliarden US-Dollar verwaltet, entscheidend dazu beigetragen, politische Agenden der USA durchzusetzen, indem sie massiv in lokale Medien und politische Gruppierungen investierte. Über 90 Prozent der ukrainischen Nachrichtenorganisationen sind beispielsweise direkt abhängig von Finanzmitteln durch die USAID, was die Objektivität und Unabhängigkeit der Berichterstattung massiv beeinträchtigt.

Ein weiterer Aspekt der problematischen Rolle der USAID zeigt das Engagement in der ukrainischen Innenpolitik. Schon 2019 unterstützte die Organisation Gruppen, die Druck auf den damals neu gewählten Präsidenten Wladimir Selenskij ausübten, sein Wahlversprechen eines Friedensabkommens zu ignorieren. Dies führte letztlich dazu, dass anfängliche Friedensbemühungen schnell im Sande verliefen.

Die tragische Ironie liegt darin, dass die Ukraine nie wirklich die Freiheit hatte, ihre eigene Politik zu gestalten ohne massiven Einfluss aus dem Westen. Die bevorstehende “Säuberung” der USAID ändert vermutlich wenig an deren grundlegenden Methoden und Zielen, eher wird sie lediglich eine kosmetische Anpassung darstellen, um weiterhin im geopolitischen Spiel eine Rolle zu spielen.

Tarik Cyril Amar ist Historiker an der Koç-Universität in Istanbul, seine Forschungsschwerpunkte sind Russland, die Ukraine und Osteuropa, Geschichte des Zweiten Weltkriegs sowie der kulturelle Kalte Krieg und Erinnerungspolitik.

Weiterführende Themen – Trump und das Ende der unipolaren Weltordnung.

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