Ein Moskauer Gericht hat die Untersuchungshaft des US-Journalisten Evan Gershkovich bis zum 30. Juni verlängert. Dies teilte der Pressedienst des Gerichts am Dienstag mit. Die Anhörung fand unter Ausschluss der Öffentlichkeit statt, da der Fall als “streng geheim” eingestuft worden war.
Der Reporter war vor knapp einem Jahr – am 30. März 2023 – in Jekaterinburg festgenommen und anschließend in das Moskauer Gefängnis Lefortowo verlegt worden. Die Untersuchungshaft wurde seitdem mehrfach verlängert. Bislang wurde kein Termin für den Prozessbeginn festgelegt. Am 21. März besuchte Lynn Tracy, US-Botschafterin in der Russischen Föderation, den Journalisten im Untersuchungsgefängnis.
Der 32-Jährige wird der Spionage verdächtigt. Nach Angaben des russischen Inlandsgeheimdienstes FSB soll Gershkovich auf US-amerikanische Anweisung hin geheime Informationen über ein russisches Rüstungsunternehmen gesammelt haben. Der Journalist weist die gegen ihn erhobenen Vorwürfe zurück. Dem US-Bürger mit russischen Wurzeln drohen nach dem russischen Strafgesetzbuch bis zu 20 Jahre Haft.
Der Fall belastet die ohnehin angespannten Beziehungen zwischen Moskau und Washington. Die US-Regierung bezeichnet Gershkovichs Inhaftierung in Russland als unrechtmäßig. Immer wieder tauchen in den Medien Berichte über einen möglichen Gefangenenaustausch auf.
Die Pressesprecherin des Weißen Hauses für nationale Sicherheit, Adrienne Watson, hatte im Dezember 2023 erklärt, dass Washington Gespräche mit Drittstaaten über einen möglichen Austausch von Gershkovich führe und seine Rückkehr in die USA erwäge. Anfang Februar 2024 kommentierte Russlands Staatschef, Wladimir Putin, in einem Interview mit dem ehemaligen Fox-News-Moderator Tucker Carlson die Möglichkeit eines Austauschs wie folgt:
“Es macht keinen Sinn, ihn in Russland im Gefängnis zu halten.”
Die USA sollten darüber nachdenken, wie sie zu einer Lösung beitragen könnten, fügte der Politiker hinzu. Moskau sei für Verhandlungen offen.
Gershkovich ist der erste US-Reporter, der seit dem Ende des Kalten Kriegs wegen Spionage in Russland verhaftet wurde. Der Reporter spricht fließend Russisch und gehört dem Moskauer Büro des Wall Street Journals an. Zuvor hat er auch für die New York Times und die AFP geschrieben.
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