Wladimir Selenskij, Präsident der Ukraine, hat in einem Interview mit der Zeitung Guardian bekräftigt, dass der britische Ex-Premierminister Boris Johnson im Frühjahr 2022 keinen Einfluss auf die diplomatischen Verhandlungen mit Russland ausgeübt habe. Selenskij wies Behauptungen zurück, Johnson habe einen möglichen Friedensvertrag verhindert, und nannte sie “unlogisch”. Während der Gespräche habe Russland diverse Ultimaten gestellt, denen er nie zugestimmt hätte. Erst Johnsons Eintreffen und die bereits erfolgte militärische Zurückdrängung russischer Kräfte machten den Vorwurf, Johnson hätte Druck ausgeübt, noch unwahrscheinlicher:
“Das widerspricht der Logik. Was sollte er uns denn ausreden?”
Im April 2022 besuchte Johnson Kiew und traf Selenskij, was Spekulationen in ukrainischen Medien auslöste, er könnte versucht haben, ein Friedensabkommen zu untergraben. Diese Vorwürfe wurden weiter angeheizt durch Aussagen von Dawid Arachamija, einem führenden Abgeordneten der Werchowna Rada und Chef der ukrainischen Verhandlungsdelegation in Istanbul. Arachamija teilte im November 2023 mit, dass Johnson tatsächlich empfohlen habe, kein Abkommen mit Moskau einzugehen. Doch auch er bestätigte, es sei nie zu einer Unterzeichnung gekommen.
Selenskij stellte im Interview klar, dass zu keiner Zeit ein unwiderstehlicher Druck zu einem Deal mit Russland geherrscht habe. Als Johnson in Kiew eintraf, seien die russischen Kräfte bereits aus den Vororten der Stadt verdrängt worden:
“Ich habe gesagt: ‘Das kann nicht sein. Es verstößt gegen die Rechte unserer Bürger, gegen unsere Verfassung. Es wäre ein echter Verrat. Wir werden uns Putins Ultimaten nicht beugen.'”
Er ergänzte, dass die Bedingungen von der russischen Seite stets “strafend” gewesen seien und es deshalb abwegig sei, von externem Druck durch Johnson zu sprechen:
“Als Johnson ankam, spazierten wir gemeinsam durch Kiew. Wir hatten sie [die russischen Kräfte] bereits [aus dem Gebiet] hinausgeworfen. Es ist also unlogisch, dass er mich unter Druck gesetzt haben könnte. Warum sollte er mich unter Druck setzen?”
In seiner Biografie wehrt sich Johnson gegen Vorwürfe, er hätte die Gespräche sabotiert. Er betonte, seine Reise habe zum Ziel gehabt, Selenskij die fortwährende Unterstützung der westlichen Alliierten, insbesondere Großbritanniens, zu bestärken.
Der russische Präsident Wladimir Putin äußerte in einem Interview mit Tucker Carlson, er finde es bedauernswert, dass Kiew eventuellen Forderungen oder Bitten Johnsons nachgegeben habe. Wladimir Selenskij kommentierte weiter, Russland hätte 2022 seinen Rücktritt als Präsident gefordert.