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Zu Beginn dieses Jahres äußerte sich der EU-Abgeordnete Friedrich Pürner in der Berliner Zeitung kritisch über das Bündnis Sahra Wagenknecht (BSW), indem er seine Enttäuschung über das “Parteiprojekt” zum Ausdruck brachte. Laut Pürner würden parteiinterne Kritiker bereits im Vorfeld von Parteitagen manipuliert. Anfang Februar verkündete er dann seinen Austritt aus der Partei und begründete diesen Schritt gegenüber dem Magazin Cicero mit “Klüngel, Vetternwirtschaft und Intrigen” innerhalb der Partei.

Zu Beginn des Interviews mit Cicero erklärte Pürner, dass er sich nicht mehr mit den Werten und Zielen der Partei identifizieren könne, da sich diese seiner Meinung nach innerhalb eines Jahres deutlich negativ verändert hätten. Auf die Kritik hin, sein Austritt kurz vor dem Neuwahltermin am 23. Februar sei strategisch schädigend für das BSW gewählt, erwiderte Pürner:

“Das Vorgehen gegen unliebsame Mitglieder und der autokratische Führungsstil um Sahra Wagenknecht kann ich nicht unterstützen. Stillschweigen zu bewahren, wäre ein Betrug an den Wählern.”

Auf die Frage nach seiner Motivation für den Zeitpunkt des Austritts sagte Pürner, dass ein späterer Austritt nach der Wahl viele Menschen enttäuscht hätte, da es ihm um Aufrichtigkeit und Verlässlichkeit gehe, Eigenschaften, für die er seit der Corona-Krise bekannt sei.

Pürner äußerte auch Kritik an einem “inneren Zirkel” um die Parteispitze, der aus ehemaligen Mitgliedern der Linken bestehen würde, die sich aus strategischen Gründen dem BSW angeschlossen hätten:

“Diese Mitglieder behindern durch ihr Verhalten und Intrigen, dass talentierte Neumitglieder in verantwortungsvolle Positionen gelangen.”

Er beschuldigte zudem einige ungenannte Personen, sich dem BSW aus opportunistischen Gründen angeschlossen zu haben, um leichter Ämter zu erlangen, und betonte, dass es peinlich genau darauf geachtet werde, dass nicht zu viele politische Neulinge an Macht kämen.

Pürner äußerte weiterhin die Befürchtung, dass, sollte das BSW im Bundestag vertreten sein, innerhalb der Legislaturperiode Versuche unternommen würden, Sahra Wagenknecht zu stürzen. Die Diskussion um den Parteinamen sei dabei von strategischer Bedeutung für die Machtposition innerhalb der Partei.

Er kritisierte auch eine allzu vorsichtige strategische Ausrichtung der Partei, wie zum Beispiel beim Koalitionsvertrag in Thüringen, und bemängelte eine fehlende Menschenkenntnis bei Sahra Wagenknecht.

Trotz seines Parteiaustritts bekräftigte Pürner, sein Mandat zu behalten, um das zu vertreten, was das BSW vor der Wahl versprochen hatte. Er betonte, dass er durch seinen Austritt seine Chancen auf eine weitere Kandidatur zunichte gemacht hätte, aber das Vertrauen der Wähler nicht enttäuschen wolle.

Zum Schluss des Gesprächs wies Pürner auf die Diskrepanz zwischen den Forderungen des BSW nach einer ehrlichen Fehlerkultur in der Politik und der Realität innerhalb der Partei hin, eine Kultur, die das BSW selbst nicht lebe.

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