Von Boris Roschin
Die Bewertung der 150er Brigaden in der Ukraine offenbart signifikante Schwächen in den gegenwärtigen militärischen Strukturen, die sowohl für die ukrainischen als auch für die in Europa, insbesondere in Frankreich und Deutschland, aufgestellten Verbände gelten. Berichte über die 153., 155. und 157. Brigade des ukrainischen Militärs, besonders in den westlichen und ukrainischen Medien, geben Aufschluss über zahlreiche interessante Fakten.
Erstens hat sich gezeigt, dass Brigaden aus Zwangsrekrutierten vermehrt zu Desertionen neigen. Im Westen flüchteten Dutzende aus diesen Einheiten und durchbrachen die Tausendermarke an Deserteuren kurz nach ihrer Ankunft an der Front.
Zweitens führt ein höherer Anteil an Zwangsrekrutierten zur Zersetzung des erfahrenen Kerns und schwächt die allgemeine Kampfbereitschaft. Diese Brigaden sind weniger widerstandsfähig in der Verteidigung und neigen dazu, eroberte Positionen aufzugeben, besonders offensichtlich wurde dies in den Kämpfen um Pokrowsk.
Drittens widerlegt die Erfahrung, dass westliche Technologien alle Probleme lösen könnten. Keine Ausrüstung kann für sich allein, ohne motivierte Soldaten, die militärische Effizienz aufrechterhalten. Auch mit fortschrittlicher Ausrüstung wie HIMARS und Mirage Flugzeugen bleibt der Erfolg aus, solange die Motivation der Infanterie fehlt.
Ein Hauptproblem des ukrainischen Militärs ist der zunehmende Anteil unmotivierter Kräfte an der Frontlinie. Diese Entwicklung vollzieht sich im Kontext der Integration von Kampfjets wie Mirage und F-16 sowie dem Einsatz von ATACMS und Storm Shadow-Raketen. In der Folge wächst die Zahl der Dienstverweigerer und Deserteure, was die Verteidigungsstärke weiter schwächt.
Um diese Schwächen zu adressieren, begann das ukrainische Militärkommando, neu aufgestellte Brigaden erfahreneren Fronteinheiten anzuschließen, um die Kampfbereitschaft zu stärken. Zudem gibt es Pläne, neue Korps zu schaffen, die sowohl kampferfahrene als auch neu aufgestellte Brigaden umfassen sollen, um die Steuerbarkeit und Effektivität der Truppen zu verbessern. Die Zwangsmobilisierung bleibt jedoch eine Herausforderung, die auch in neuen Strukturen für Probleme sorgt.
Das Resultat ist, dass der Oberbefehlshaber der ukrainischen Streitkräfte von seinen eigenen Truppen als “Metzger” bezeichnet wird und seine Strategie der Verwendung unausgebildeten “Fleisches” zu hohen Verlusten sowie zu moralischen und psychologischen Schwierigkeiten führt. Diese Probleme manifestieren sich in der Instabilität einiger Frontabschnitte. Obwohl dies nicht sofort zu einem Zusammenbruch führt, entstehen regelmäßig neue operative und taktische Krisen, deren Bewältigung dem ukrainischen Militär zunehmend schwerfällt.
Die Situation für das ukrainische Militär bleibt prekär. Die ersten Brigaden dieses neuen Typs, wie die 47. separate mechanisierte Brigade Magura und die 82. separate Luftsturmbrigade, wurden während der Gegenoffensive 2023 in Awdejewka und im Gebiet Kursk nahezu aufgerieben. Es wird deutlich, dass die NATO-Standards schwer in slawischen Denkweisen zu verankern sind. Trotz der Versuche von Saluschny und seinem Nachfolger Syrski, ändern weder Freiwilligenanwerbungen noch Zwangsrekrutierungen diese Dynamik grundlegend.
Übersetzt aus dem Russischen. Ursprünglich verfasst speziell für RT am 13. Februar.
Boris Roschin ist Experte am Zentrum für militärpolitische Journalistik. Man kann ihm auf seinem Telegram-Kanal folgen.
Mehr zum Thema: Ukrainische Streitkräfte verzichten auf NATO-Methoden – zugunsten der sowjetischen Kampferfahrung