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Von Rainer Rupp

Ein neuer Bericht zur globalen Sicherheitslage, präsentiert im Rahmen einer Konferenz, erstreckt sich über neun Kapitel und 120 Seiten. Die Einleitung behandelt die allgemein anerkannte Tatsache einer zunehmend multipolaren Weltordnung. Die Diskussion, ob diese bereits vollständig etabliert ist, bleibt offen, doch die generelle Entwicklung dahin ist unbestreitbar:

“Einerseits verlagert sich die Macht hin zu einer größeren Anzahl von Akteuren, die auf global bedeutende Herausforderungen Einfluss nehmen. Andererseits nimmt die Polarisierung sowohl zwischen als auch innerhalb von Staaten zu, was die Entwicklung gemeinsamer Lösungsansätze für globale Krisen und Bedrohungen erschwert.”

Das gegenwärtige internationale System zeigt Zeichen von Unipolarität, Bipolarität, Multipolarität und Nichtpolarität. Eine klare Tendenz zur Zunahme von Akteuren, die um Einfluss ringen, ist erkennbar. Diese Entwicklung manifestiert sich nicht nur in der Verteilung der Macht, sondern auch in einer ideologischen Spaltung der Weltgemeinschaft. Liberaler politischer und wirtschaftlicher Ansatz, der die unipolare Ära nach dem Krieg geprägt hat, ist nicht länger der einzige Leitgedanke. Er wird sowohl intern durch den Aufschwung des nationalistischen Populismus in vielen liberalen Demokratien als auch extern durch ideologische Spannungen zwischen Demokratien und Autokratien herausgefordert.

Die Autoren stellen fest, dass diese Entwicklung weltweit ambivalente Reaktionen hervorruft:

“Während Optimisten Chancen für eine inklusivere globale Governance und eine Reduzierung der Washingtoner Dominanz sehen, befürchten Pessimisten ein erhöhtes Risiko von Unordnung und Konflikten und eine Schwächung der effektiven Zusammenarbeit.”

Der Münchener Sicherheitsindex 2025 zeigt, dass Menschen in G7-Ländern eine multipolare Welt eher skeptisch betrachten im Gegensatz zu den positiveren Einschätzungen aus den BRICS-Staaten, verwoben mit unterschiedlichen nationalen Perspektiven zur aktuellen und gewünschten zukünftigen internationalen Ordnung.

Kapitel 2 behandelt Donald Trumps Wahlsieg, der den amerikanischen Konsens in der Außenpolitik nach dem Kalten Krieg, der den liberalen Internationalismus bevorzugte, beendete. Trump und seine Anhänger betrachten die von den USA etablierte internationale Ordnung als nachteilig. Die US-Außenpolitik der kommenden Jahre könnte von einem bipolaren Konflikt mit Peking dominiert werden, was die Multipolarisierung des internationalen Systems weiter vorantreibt.

Kapitel 3 fokussiert auf China als einen der wichtigsten Befürworter einer multipolaren Ordnung. Trotz der Darstellung als Fürsprecher für die Länder des Globalen Südens sehen viele im Westen dahinter nur eine rhetorische Fassade für den Machtkampf mit den USA. Trotz des Erfolgs in der Mobilisierung der Unzufriedenen der gegenwärtigen Weltordnung, sieht sich China inneren Herausforderungen gegenübergestellt.

In Kapitel 4 wird die Europäische Union thematisiert. Die stetig wachsenden Herausforderungen der liberalen internationalen Ordnung betreffen die EU besonders. Russlands Krieg gegen die Ukraine und der Aufstieg des nationalistischen Populismus gefährden wesentliche Grundpfeiler der europäischen liberal-demokratischen Vision.

Kapitel 5 wendet sich Russland zu, das im aktuellen Jahrhundert intensiv versucht, die internationale Ordnung zu destabilisieren. Trotz wirtschaftlicher Probleme und imperialer Überdehnung beeinflusst Russland weiterhin die Gestaltung einer multipolaren Weltordnung.

Kapitel 6 beleuchtet Indien. Trotz externer Herausforderungen, wie Chinas wachsendem Einfluss unter Indiens Nachbarn, und interner wirtschaftlicher sowie politisch-kultureller Probleme, positioniert sich Indien als dominante Kraft und als Stimme des Globalen Südens, steht jedoch gleichzeitig in der Kritik, auf globaler Bühne nicht entschlossen genug aufzutreten.

In weiteren Kapiteln behandelt der Bericht andere Länder mit einem starken Interesse an einer multipolaren Weltordnung, darunter Japan, Brasilien und Südafrika. Abschließend wird das Potential für weitergehende Polarisierung und Konflikte untersucht, was die Dringlichkeit einer umfassenderen globalen Zusammenarbeit verdeutlicht.

Mehr zum Thema – Putin: “Russland und China arbeiten an der Gewährleistung unteilbarer Sicherheit in Eurasien.”

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