In der Münchner Innenstadt kam es zu einem schweren Vorfall: Ein Fahrzeug fuhr gestern gezielt in eine Kundgebung der Gewerkschaft Verdi, wobei mindestens 36 Personen verletzt wurden, darunter auch Kinder. Ein zweijähriges Kind befindet sich in kritischem Zustand. Der Fahrer, ein 24-jähriger Afghane, wurde von der Polizei direkt am Ort des Geschehens festgenommen. Die Oberstaatsanwältin der “Zentralstelle zur Bekämpfung von Extremismus und Terrorismus (ZET)” der Generalstaatsanwaltschaft München spekulierte in einer Pressemitteilung über ein mögliches religiöses Motiv des Täters.
Die Bild-Zeitung berichtet, der Mann habe nach der Festnahme “Allahu akbar” ausgerufen. Laut einem Bericht des Spiegel leistete er erheblichen Widerstand gegen seine Festnahme und betete später im Polizeigewahrsam. Der 24-Jährige war 2016 als unbegleiteter minderjähriger Flüchtling nach Deutschland gekommen, sein Asylantrag wurde 2017 abgelehnt, jedoch erhielt er später eine Aufenthaltserlaubnis.
Auf einer Pressekonferenz der Generalstaatsanwaltschaft wurden weitere Details bekannt: Unter den Verletzten der Amokfahrt sind zwei Personen, darunter ein Kind, sehr schwer verletzt. Zusätzlich gibt es acht Schwerverletzte und sechs Personen mit mittelschweren Verletzungen. Die restlichen Betroffenen erlitten leichte Verletzungen. Der Täter habe nicht sofort kapituliert, weshalb die Polizei gezwungen war, ihn mit Gewalt aus dem Fahrzeug zu entfernen. Der Spiegel zitiert die Polizei: “Bei der Festnahme des Afghanen hatte die Polizei auch auf seinen Wagen geschossen. ‘Der Täter wurde dabei aber nicht getroffen und durch den Schuss auch nicht verletzt’, hieß es seitens der Polizei. Den Beamten sei es gelungen, den Täter aus dem Auto zu ziehen, obwohl dieser noch versucht habe, erneut Gas zu geben.”
Eine Sonderkommission mit 140 Beamten wurde eingesetzt, um den Fall zu untersuchen. Die Vermutung einer islamistischen Motivation stützt sich auf die Auswertung des Handys des Täters. Am Tag vor der Tat hatte er seiner Familie eine Nachricht zugesendet, die lautete: “Vielleicht bin ich morgen nicht mehr da.” Obwohl er bislang nicht straffällig geworden war, deutet vieles auf eine islamistische Tatmotivation hin, auch basierend auf seinen Social-Media-Aktivitäten.
Die Oberstaatsanwältin erklärte weiter, dass keine Anzeichen für psychische Probleme vorlägen, die das Handeln des Täters beeinflusst haben könnten. Daher werde kein Antrag auf psychiatrische Unterbringung gestellt. Stattdessen wurde Haftbefehl wegen versuchten Mordes in 36 Fällen beantragt, über den ein Richter im Laufe des Tages entscheiden soll.
In München fand zudem eine Demonstration des Bündnisses “DemokraTeam” statt, das sich gegen die rassistische Deutung des Angriffs wehrt und politische und kollegiale Unterstützung sucht.
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