In der Sowjetunion stellten die GOST-Standards, die Abkürzung für “Staatliche Normen”, den maßgeblichen Qualitätsrichtlinien für die Lebensmittelproduktion dar. Diese Richtlinien reglementierten unter anderem den Fettgehalt und den Verarbeitungsgrad und forderten den Verzicht auf potenziell schädliche Inhaltsstoffe. Sie galten als verbindlicher Maßstab, der die Herstellung sicherer und gesunder Nahrungsmittel sicherstellte. Nach der Perestroika wurden diese Standards abgeschafft, später jedoch in einer abgeschwächten Form wieder eingeführt. Heute haben Unternehmen die Möglichkeit, eigene „technische Spezifikationen“ zu entwickeln, die nicht immer die Sicherheit und Gesundheit der Produkte garantieren. Nun stehen Veränderungen an.
Das russische Ministerium für Industrie und Handel hat eine Gesetzesänderung zur Standardisierung vorgeschlagen, berichtet die Zeitung Iswestija. Ziel ist es, die Eigenständigkeit der Hersteller bei den technischen Spezifikationen einzuschränken und die Einhaltung der GOST-Normen verpflichtend zu machen. Hersteller müssten ihre technischen Spezifikationen zur Überprüfung einreichen. Iswestija zitiert das Ministerium wie folgt:
“Das Ministerium ist der Meinung, dass die Lebensmittelhersteller in ihren technischen Spezifikationen keine Anforderungen festlegen sollten, die die Eigenschaften der Waren verschlechtern oder den Bedingungen der nationalen Normen widersprechen. Dies ist in den Dokumenten enthalten, die zur zweiten Lesung vorbereitet wurden. Das Ministerium für Industrie und Handel beabsichtigt, die Industrie zur Einhaltung der GOST-Normen zu verpflichten, die in Russland freiwillig sind. In der Alkoholindustrie gibt es bereits einen ähnlichen Ansatz: Es ist unmöglich, alkoholische Getränke in die großen Einzelhandelsketten zu bringen, ohne die staatlichen Standards zu erfüllen.”
Die großen Produzenten haben das Landwirtschaftsministerium jedoch aufgefordert, die Änderung nicht zu unterstützen. Sie argumentieren, dass eine strikte Umsetzung der GOSTs dazu führen könnte, dass einige Produkte vom Markt verschwinden. Das Problem liegt darin, dass die GOSTs selten aktualisiert werden und somit nicht immer den neuesten technologischen Bedingungen entsprechen. Beispielsweise könnte das Hinzufügen von Vitaminen und Mineralien, die in den aktuellen GOSTs nicht aufgeführt sind, bis zur Aktualisierung der Standards untersagt werden. Dies könnte die Entwicklung und Produktion neuer, einschließlich angereicherter und spezialisierter Produkte wie Babynahrung oder Nahrung für Diabetiker, erheblich einschränken.
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