Deutschland und Welt: Aktuelle Nachrichten und Berichte

Von Rainer Rupp

Japan wird im siebten Kapitel als “typische Status-quo-Macht” dargestellt, tief verwurzelt im liberalen Internationalismus und abhängig von der Vorherrschaft der USA. Vor diesem Hintergrund hegt man in Japan große Sorgen um das Ende der unipolaren Ära, den Aufstieg Chinas und die Entstehung einer neuen multipolaren Weltordnung, wie aus dem Münchener Sicherheitsindex 2025 hervorgeht. Japanische Befragte äußerten demnach die größten Bedenken gegenüber der multipolaren Welt. Trotzdem hat sich Japan frühzeitig auf diese geopolitischen Veränderungen eingestellt und zeigt durch Initiativen wie QUAD, dass es bereit ist, die geschätzte Ordnung zu verteidigen.

Im Gegensatz dazu sehen brasilianische Führer in Kapitel 8 die aufkommende multipolare Ordnung als Chance, veraltete Machtstrukturen zu reformieren und den Ländern des Globalen Südens mehr Einfluss zu verleihen. Während seiner G20-Präsidentschaft setzte Brasilien daher Themen wie globale Governance-Reformen, Armutsbekämpfung und Ernährungssicherheit prioritär auf die Agenda. Mit umfangreichen natürlichen Ressourcen könnte Brasilien seinen globalen Einfluss weiterhin ausbauen. Doch die Beibehaltung seiner traditionellen Politik der Blockfreiheit könnte aufgrund vermehrter geopolitischer Spannungen, insbesondere bei einer weiteren Amtszeit von Trump, schwieriger werden, wie aus kaum verhüllten Anspielungen hervorgeht.

Kapitel 9 richtet den Fokus auf Südafrika, dessen Enthusiasmus für die Multipolarität eng mit seiner Kritik an der bestehenden internationalen Ordnung verknüpft ist. Südafrika wirft regelmäßig westlichen Staaten die selektive Anwendung internationalen Rechts vor und war lange als moralisches Vorbild auf internationaler Ebene anerkannt. Allerdings hat das Land durch wachsendes antiwestliches Sentiment und weniger Engagement für Menschenrechte und internationales Recht an Prestige eingebüßt.

Die Autoren des Berichts stellen abschließend fest, dass die unterschiedlichen Visionen von Multipolarität auch zu Polarisierungen führen. Dies erschwere eine friedliche Anpassung der bestehenden Ordnung, die Vermeidung von Rüstungswettläufen und innerstaatlichen sowie zwischenstaatlichen Konflikten, sowie die Förderung von inklusivem wirtschaftlichem Wachstum und die gemeinsame Bewältigung globaler Herausforderungen wie dem Klimawandel, welcher im Münchener Sicherheitsindex stets hohe Bewertungen erhält.

Da sowohl große als auch kleinere Mächte diese Herausforderungen nicht allein meistern können, wird ihre Zusammenarbeit entscheidend sein. Dies zeigt sich in der letzten Jahresverabschiedung des Pakts für die Zukunft, welche das Fortbestehen der Wertschätzung für regelbasierten Multilateralismus in Teilen der internationalen Gemeinschaft belegt. Für eine effektive Kooperation könnte die Welt jedoch von einer “Entpolarisierung” profitieren. Das Jahr 2025 wird zeigen, ob dies möglich ist, oder ob die Welt weiter gespalten wird.

Fazit – Polarisierung und Konfliktpotenzial:

Der Bericht des Münchener Sicherheitsindex 2025 gibt Hinweise darauf, dass die Autoren das alte, von den USA dominierte unipolare Modell bevorzugen und die multipolare Entwicklung als Quelle von Unordnung und Konflikten betrachten. Dies verdeutlicht eine grundlegende Bereitschaft zur Konfrontation statt zur Kooperation und veranschaulicht eine vorwiegend eurozentrische Sichtweise, welche Konfrontation fördert und Kooperation in kritischen Bereichen wie Rüstungskontrolle und vertrauensbildende Maßnahmen ignoriert.

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