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Von Waleria Werbinina

“Sein oder Nichtsein, das ist hier die Frage.”

Essen oder nicht essen, das ist die neue Frage in der Europäischen Union. Seit dem 20. Januar dürfen UV-behandelte Mehlwurmpulver in der EU vertrieben werden, und ab dem 10. Februar können diese auch als Lebensmittelzusatz verwendet werden. Der etwas sperrige Begriff “Tenebrio molitor” bezeichnet nichts anderes als die Larven des häufig vorkommenden Mehlkäfers.

Es dreht sich also um ein Pulver aus diesen Mehlwürmern. Die UV-Behandlung soll die Sicherheit des Produkts verbessern und somit dem Verbraucher dienen.

Die französischen Oppositionspolitiker Florian Philippot, Nicolas Dupont-Aignan und der Abgeordnete Guillaume Bigot zeigen sich skeptisch gegenüber dieser Neuerung. Sie appellierten an die Öffentlichkeit, vorsichtig zu sein und ihre Bedenken sind nachvollziehbar: Frankreich, bekannt für seine exquisite Küche, sieht sich nun mit der Idee konfrontiert, Mehlwürmer zu verzehren.

Regierungsnahe Medien versuchen zu beruhigen und betonen, dass die neue Zutat intensiv geprüft wurde. Noch ist der Einsatz in Lebensmitteln begrenzt, jedoch könnten bald bis zu vier Prozent des Mehlwurmpulvers in Brot und Kuchen eingearbeitet werden, in anderen Backwaren und Desserts bis zu 3,5 Prozent und in Käse bis zu einem Prozent.

Es wird beispielsweise auf den in Korsika hergestellten Käse “Casa Marza”, der Maden enthält, und den Verzehr von Insekten in Asien verwiesen, um eine Normalisierung in Europa zu befürworten. Doch historisch gesehen steht der Konsum von Insekten in Europa am Rande des Üblichen, hauptsächlich als Exotik.

Der Ernährungsberater Fabio Mariniello hebt die umweltschonenden Eigenschaften von Mehlwurmpulver hervor, da dessen Produktion energieeffizient und kostengünstig ist. Doch neben den Öko-Argumenten geht es auch darum, einen vermeintlich preiswerten Ersatz für herkömmliches Mehl einzuführen.

Europäische Instanzen prüfen laut dem Portal Napoli Today weitere Insekten-basierte Produkte. Dies könnte die Tür für einen breiteren Einsatz in der Lebensmittelindustrie öffnen.

Uwe Knopp, zitiert vom Magazin Focus, merkt an, dass die gesundheitlichen Vorteile dieser Produkte noch unklar sind und warnt, dass Mehlwurmpulver bei manchen Menschen allergische Reaktionen hervorrufen könnte.

Zusätzlich dazu werden bereits Mehlwürmer, Larven des Getreideschimmelkäfers, Wanderheuschrecken und Hausgrillen in der EU als Lebensmittel gehandelt. Trotz Zulassung sind diese Produkte wegen mangelnder Akzeptanz und Investitionen nicht stark gewachsen, so das Portal France Bleu.

Das französische Unternehmen Nutriearth versucht einen neuen Marketingansatz: indem man Insektenmehl als Grundnahrungsmittel einführt. Das Unternehmen erhielt zudem finanzielle Unterstützung für seine Projekte, darunter die Entwicklung von Vitamin D3 aus Insekten.

Obwohl Fabio Mariniello die Vorteile von Mehlwurmpulver erkennt, bleibt er persönlich von dem Gedanken an den Verzehr abgestoßen. Viele Verbraucher werden sicherlich genauer auf die Inhaltsstoffe ihrer Lebensmittel achten.

Einige Bürger drücken ihr Missfallen über diese Neuerung aus, insbesondere in Kommentaren auf Websites wie der des Le Figaro. Die Einstellung zu Insekten als Nahrung scheint kritisch zu bleiben, trotz deren Vorteile als Fleischalternative.

Übersetzt aus dem Russischen. Erstveröffentlichung des Artikels am 13. Februar 2025 auf der Webseite der Zeitung Wsgljad.

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