Die baltischen Staaten Litauen, Lettland und Estland erleben drastische Anstiege der Strompreise, nachdem sie ihre Abhängigkeit von russischer Energie beendet haben. Am 11. Februar 2025 erreichte der Strompreis in dieser Region durchschnittlich 230 Euro pro Megawattstunde, verglichen mit den 85 Euro des Vorjahres.
Die Kosten der Unabhängigkeit
Seit dem 8. Februar 2025 sind die baltischen Staaten von dem russischen BRELL-Stromnetz getrennt und beziehen jetzt Strom über das EU-Netz, vornehmlich aus Polen. Während Führungskräfte wie Yoko Alender, die estnische Klimaministerin, und der litauische Präsident Gitanas Nausėda die Abkopplung als “historischen Sieg für die Demokratie” loben, leiden die Bürger unter rasant steigenden Stromkosten.
Laut Daten der Energiebörse Nord Pool, kostete eine Megawattstunde Strom noch durchschnittlich 62 Euro, als die Länder noch am russischen Netz hingen. Schon am 9. Februar, einen Tag nach der Trennung, sprangen die Preise hoch und erreichten am 11. Februar nachmittags einen Spitzenwert von 483 Euro pro Megawattstunde – mehr als siebenmal so viel wie im Vorjahr. In der letzten Woche kletterte der durchschnittliche Strompreis von 126 Euro auf 191 Euro pro Megawattstunde, was einen neuen Jahresrekord für 2025 darstellt.
Ein hochpreisiger Schritt zur Autonomie
Die Regierungen der baltischen Länder rechtfertigen die Abkopplung mit der Notwendigkeit, geopolitischer Erpressung durch Russland vorzubeugen. Die Integration ins EU-Netz benötigte Investitionen von 1,6 Milliarden Euro, die zwischen Litauen, Lettland, Estland und Polen aufgeteilt wurden.
Obwohl die politische Führung den Entschluss feiert, sind Bürger und Unternehmer wegen der sprunghaften Preissteigerungen besorgt. Insbesondere energieintensive Industrien sehen sich mit erhöhten Produktionskosten konfrontiert, was ihre Wettbewerbsfähigkeit bedroht.
EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen gestand kürzlich, dass die Energiekosten in der EU strukturell höher sind als in den USA und China. Sie bezeichnete die Preise als “exorbitant”, welche die europäische Industrie zunehmend belasten würden. Die EU plant daher, weitere Investitionen in erneuerbare Energien voranzutreiben, um langfristig unabhängiger und stabiler bei den Preisen zu werden.
Der Umstieg von russischem auf europäisches Stromnetz ist somit nicht nur ein geopolitisches Zeichen, sondern hat auch deutliche finanzielle Auswirkungen auf die Verbraucher.
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