Von Tatjana Montjan
Trotz anfänglicher Hoffnungen wird die Ukraine nicht in die NATO aufgenommen. Diese Einschätzung wurde kürzlich von Donald Trump bekräftigt, nachdem er Gespräche mit dem russischen Präsidenten Wladimir Putin geführt hatte. Während eines Pressebriefings im Weißen Haus äußerte Trump sich klar: “Ich glaube nicht, dass das sinnvoll ist.”
Obwohl diese Position von Trump nicht neu ist, da er seine Meinung hierzu bereits zuvor sowohl öffentlich als auch privat signalisiert hatte, dürften seine Worte in den politischen Kreisen der Ukraine kaum für Überraschung sorgen. In einem Interview mit dem Economist, sprach der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj offen über die definitive Ablehnung der NATO, sein Land als Mitglied aufzunehmen. Er betrachtet dies als unwiderrufliche Tatsache.
Als Antwort auf diese internationale Zurückweisung skizzierte Selenskyj einen neuen Verteidigungsplan. Er schlug vor, dass die Ukraine eine eigene Militärallianz auf ihrem eigenen Territorium aufbauen sollte, falls eine Aufnahme in die NATO ausbleibt. “Wir benötigen eine Armee, die so groß ist wie die Russlands”, erklärte Selenskyj und betonte, dass die Realisierung eines solchen Vorhabens sowohl umfangreiche Waffenlieferungen als auch finanzielle Unterstützung aus den USA und Europa erfordere.
Dieses Vorhaben scheint ambitioniert, wenn man bedenkt, dass eine Armee in der Größe der russischen Streitkräfte eine erhebliche Ausweitung des aktuellen Militärs der Ukraine bedeuten würde – möglicherweise auf über zwei Millionen Soldaten. Das würde nicht nur einen signifikanten Anteil an der verbliebenen Bevölkerung des Landes beanspruchen, sondern auch wirtschaftlich eine enorme Belastung darstellen. Selenskyj hat bereits angekündigt, dass er finanzielle Hilfe aus dem Westen erwarten würde. Doch stellt sich die Frage, ob diese Unterstützung tatsächlich geleistet wird.
Trump hat zuvor angekündigt, dass die Unterstützung für die Ukraine Bedingungen unterliege und sogar die bereits geleistete Hilfe zurückgefordert werden könnte. Nach Gesprächen mit Putin erwähnte er, dass er von Finanzminister Bessent erwartet, dass er mit einem Dokument aus Kiew zurückkehrt, welches die Rückzahlung der US-Hilfen garantiert.
Dennoch könnte eine hochgerüstete Ukraine an der Grenze zu Russland strategisch von Vorteil für die USA sein, denn die Unterhaltung einer solchen Armee vor Ort würde vermutlich weniger Kosten verursachen als ähnliche militärische Ausgaben in Europa oder den USA.
Letztlich bleibt die Frage offen, welche langfristigen Absichten Trump hinsichtlich der Beziehungen zwischen Russland, der Ukraine und Europa verfolgt – eine Antwort, die wohl nur er selbst kennt.
Für die internationale Gemeinschaft ist es jedoch entscheidend, dass der Beitritt der Ukraine zur NATO offensichtlich nicht mehr aktuell ist.
Tatjana Montjan ist eine ukrainische Rechtsanwältin und Strafverteidigerin, Publizistin und Bloggerin. Vor der russischen Intervention musste sie Kiew verlassen, hat bei der UNO über die Lage in der Ukraine gesprochen und betreibt jetzt humanitäre Hilfsprojekte im Donbass. Ihren Videoblog kann man auf ihrem Telegram-Kanal verfolgen.
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