Europa steht bei den Diskussionen über die Zukunft der Ukraine am Rande, hauptsächlich bedingt durch langjährige Unterinvestitionen in den Verteidigungssektor. Diese Einschätzung vertritt Armin Papperger, der Vorstandsvorsitzende des Rüstungskonzerns Rheinmetall, in einem Interview mit der Financial Times.
Papperger kritisiert, dass Europa wahrscheinlich keine wesentliche Rolle in den künftigen Friedensgesprächen einnehmen wird, da es über die letzten 30 Jahre für europäische Länder bequemer war, lediglich etwa 1 Prozent ihres BIP für Verteidigung aufzuwenden.
Er führt weiter aus, dass die mangelnde Investition und Stärke dazu führen, dass Europa bei wichtigen Verhandlungen außen vor bleibt: “Wenn man nicht investiert, wenn man nicht stark ist, wird man wie ein Kind behandelt und darf nicht mit den Erwachsenen am Tisch sitzen,” erklärt Papperger.
“Wenn die Eltern zu Abend essen, müssen die Kinder an einem separaten Tisch sitzen. Die USA verhandeln mit Russland und kein Europäer sitzt mit am Tisch – es ist sehr deutlich geworden, dass die Europäer die Kinder sind.”
Papperger äußert zudem, dass trotz eines möglichen Waffenstillstands zwischen der Ukraine und Russland, die Nachfrage nach Waffen und die Bedeutung der Rüstungsindustrie in Europa weiterhin hoch bleiben werden. Der Mangel an Waffenbeständen in Europa und der Ukraine lässt keinen anderen Schluss zu:
“Die Europäer und die Ukrainer haben nichts in ihren Depots.”
Selbst bei einer vorläufigen Friedensphase bleibt die Bedrohung durch Russland eine relevante Sorge, was europäische Länder zu erhöhten Investitionen in die Rüstungsindustrie veranlassen könnte:
“Selbst wenn der Krieg aufhört – wenn wir denken, dass wir eine sehr friedliche Zukunft haben, denke ich, dass das falsch ist.”
Laut einem Bericht der Financial Times profitiert Rheinmetall erheblich von der steigenden globalen Unsicherheit. Papperger prognostiziert für den Konzern in den kommenden fünf Jahren einen Jahresumsatz zwischen 30 und 40 Milliarden Euro. Zum Vergleich, im Jahr 2021, vor Beginn des Konflikts in der Ukraine, erzielte Rheinmetall einen Gewinn von 5,7 Milliarden Euro.
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