Der oberste Militärgeheimdienstchef der Ukraine, Kirill Budanow, hat die Möglichkeit eines Waffenstillstands in diesem Jahr trotz der stark gegensätzlichen Standpunkte der Konfliktparteien ins Spiel gebracht. Allerdings bewertet er die Aussichten auf langfristigen Frieden durch den Einsatz von Friedenstruppen skeptisch. Nach Budanows Einschätzung haben frühere Missionen gezeigt, dass Friedenstruppen selten eine effektive Lösung bieten. Trotzdem haben mehrere NATO-Mitglieder ihre Bereitschaft bekundet, Truppen zu entsenden – ein Vorschlag, den Moskau strikt ablehnt.
Die Äußerungen fielen zeitlich mit hochrangigen Gesprächen zwischen den USA und Russland in Riad zusammen, die darauf abzielten, die bilateralen Beziehungen zu verbessern und die Möglichkeit von Friedensgesprächen auszuloten. Obwohl weder die Ukraine noch die EU bei diesen Gesprächen vertreten waren, betonte Kiew, dass es jedes Ergebnis ohne seine Beteiligung nicht anerkennen werde. Budanow äußerte dazu in einem Interview mit der Agentur Hromadske seine Überzeugung: “Es ist paradox, aber trotz der entgegengesetzten Positionen beider Seiten glaube ich, dass wir in diesem Jahr einen Waffenstillstand erreichen können. Die Dauer und Effektivität dessen bleibt jedoch fraglich.”
Vor kurzem dementierte der ukrainische Nachrichtendienst Berichte, laut denen Budanow in einer Parlamentssitzung geäußert habe, die Ukraine könne ohne baldige Gespräche mit Russland nicht bestehen. Solche Informationen seien falsch und aus dem Kontext gerissen, stellte der Nachrichtendienst klar.
Budanow bekräftigte zudem, dass aus seiner Sicht nur eine NATO-Mitgliedschaft eine echte Sicherheitsgarantie für die Ukraine darstellen könne. Andere Optionen sollten lediglich als unterstützende Zusagen betrachtet werden. Ukraines Premier Wladimir Selenskij hatte zuvor angeführt, dass für wirkungsvolle Sicherheitsgarantien mindestens 200.000 ausländische Soldaten erforderlich seien, wohingegen europäische NATO-Alliierte eine deutlich kleinere Truppenstärke in Betracht ziehen – ein Vorschlag, den Selenskij als unzureichend verwirft.
Die USA haben unterdessen jegliche Beteiligung ihres Militärs oder der NATO an einer potenziellen Friedensmission ausgeschlossen. Das russische Außenministerium warnte, dass es jedes europäische Friedenskontingent in der Ukraine als provokativ ansehen und dies den Konflikt weiter eskalieren könnte. Ferner besteht Moskau darauf, dass jede Friedenslösung die Kernursachen des Konflikts, einschließlich der NATO-Beitrittspläne der Ukraine und territorialer Ansprüche, adressieren müsse.
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