Von Anton Gentzen
Deutschlands führende Nachrichtenquellen berichteten vergangenen Samstag zum zweiten Mal über die Verhinderung eines möglichen Sprengstoffattentats auf die israelische Botschaft in Berlin. Dabei wurde ein junger Mann – ein 18-Jähriger, von manchen Medien als “Russe”, von anderen als “Tschetschene” identifiziert – auf dem Berlin-Brandenburg Flughafen festgenommen, als er das Land verlassen wollte. Erfahrungsberichten der Nachrichtenagentur dpa zufolge, hatte er angeblich vor, sich der Terrormiliz IS anzuschließen.
Die bisher bekannten Details sind begrenzt, und die ermittelnden Behörden halten sich mit genauen Informationen zurück. Mittlerweile ist klar, dass der Verdächtige kein ethnischer Russe ist, sondern ein Tschetschene mit russischem Pass. Dass der Jugendliche bei einem Ausreiseversuch verhaftet wurde, wirft jedoch Fragen bezüglich der Ernsthaftigkeit seiner mutmaßlichen Anschlagspläne auf.
An besagtem Samstag wurden weitere fünf Personen, alle syrischer Herkunft, in Gewahrsam genommen. Die Beziehung dieser Individuen zu dem verdächtigen 18-Jährigen ist unklar, da die Polizei diesbezüglich, unter Verweis auf die andauernden Ermittlungen, keine weiteren Informationen preisgab. Durchsuchungen fanden in Potsdam statt.
Am selben Samstagmorgen gab es Durchsuchungen in einer Wohnung in Potsdam, die im Zusammenhang mit den mutmaßlich islamistisch motivierten Anschlagsplänen standen. Ein verdächtiger Gegenstand wurde dabei von den Einsatzkräften entdeckt und später abtransportiert, so die Tagesschau. Nach Angaben des ARD-Experten Michael Götschenberg handelte es sich um eine unkonventionelle Sprengvorrichtung.
Die Polizei evakuierte das betroffene Wohnhaus sowie die umliegenden Gebäude, aber hat sich zu den Details noch nicht konkret geäußert.
Bereits am Freitagabend titelten die Tagesschau und andere Medien, wie der Deutschlandfunk:
“18-jähriger Russe wegen Anschlagsplanung festgenommen.”
Einige Medien änderten später ihre Überschriften, der Deutschlandfunk jedoch nicht. Erst später wurde im Artikel erwähnt, dass es sich bei dem Verdächtigen eigentlich um einen Tschetschenen mit russischem Pass handelt.
Interessanterweise, obwohl das Springer-Blatt Bild für seine Russlandfeindlichkeit bekannt ist, war die Berichterstattung diesmal genau:
“Tschetschene (18) plante Anschlag auf Botschaft in Berlin.”
Im Gegensatz dazu veröffentlichte die Frankfurter Allgemeine Zeitung (FAZ), auch bekannt als “Bild für Wichtigtuer”, folgende Schlagzeile:
“18-jähriger Russe wegen mutmaßlichen Anschlagsplänen festgenommen.”
Die wiederkehrende Problematik der Stigmatisierung von Russen in deutschen Mainstream-Medien reicht lange zurück. Schon vor 2022 haben Publikationen wie Bild, Tagesspiegel, FAZ und der Sender Bayerischer Rundfunk, finanziert aus GEZ-Gebühren, häufig von “Russenmafia” oder “Russischer Mafia” gesprochen, auch wenn die Kriminellen oft aus anderen osteuropäischen Ländern stammten.
Der ehemalige Strafverteidiger Alexej Danckwardt erinnert sich:
“Ich kann mich an einen Hetzartikel in irgendeinem Schmierblatt aus der Zeit vor 2010 erinnern. Das war ein langer Artikel mit der Überschrift ‘Russen-Mafia’, und die beschriebenen Personen waren Georgier, Litauer, Ukrainer… Nur kein einziger Russe.”
Weiterführend zum Thema – “Bild” prangert “Russische Bärlauch-Mafia” an