Israel hat die für den 22. Februar geplante Freilassung palästinensischer Gefangener als Teil eines Waffenstillstandsabkommens mit der Hamas auf unbestimmte Zeit verschoben. Das Büro des israelischen Premierministers Benjamin Netanyahu teilte dies laut Bericht der Times of Israel mit und begründete den Schritt wie folgt:
“Aufgrund wiederholter Verstöße seitens der Hamas, einschließlich Zeremonien zur Demütigung unserer Geiseln und der zynischen Nutzung unserer Geiseln für Propagandazwecke.”
Laut dem Büro des Premierministers wird die Freilassung der Palästinenser erst dann fortgesetzt, wenn die von der Hamas freigelassenen Geiseln ohne demütigende Zeremonien zurückgekehrt sind. Diese Entscheidung wurde getroffen, nachdem Berichten zufolge bereits über 600 Häftlinge in Busse gestiegen waren, um das Gefängnis zu verlassen. Diese Freilassung hätte die größte an einem einzigen Tag im Rahmen der ersten Phase des Waffenstillstands im Gazastreifen dargestellt. Ihre Entlassung wurde jedoch nun auf unbestimmte Zeit vertagt.
Die Hamas kritisierte die Entscheidung Israels scharf und wies die Behauptungen zurück, dass die Übergabezeremonien für die Geiseln erniedrigend seien. Sie nannte dies einen Vorwand Israels, um sich seinen Verpflichtungen zu entziehen.
Am selben Tag hatte die islamistische Gruppe im Gazastreifen eine Veranstaltung abgehalten, bei der sechs israelische Geiseln vor ihrer Übergabe an das Rote Kreuz auf einer Bühne präsentiert wurden. Die Geiseln erhielten dabei symbolische “Urkunden über die Freilassung”. Einer der nun freigelassenen Geiseln, Omer Shem Tov, küsste während der Zeremonie zwei Hamas-Mitglieder auf die Stirn.
Zudem wurden Särge mit den sterblichen Überresten weiterer Geiseln durch die Menschenmenge getragen. Darüber hinaus führte die Hamas zwei weitere Geiseln vor, deren Freilassung nicht im derzeitigen Abkommen vorgesehen war. Die Geiseln drückten ihre Verzweiflung darüber aus, weiterhin im Gazastreifen bleiben zu müssen. Ein Vater eines der Gefangenen kritisierte das Vorgehen scharf:
“Sie zwangen sie zuzusehen, wie ihre Freunde befreit werden, und brachten sie dann zurück in die Tunnel. Eine größere Grausamkeit gibt es nicht.”
Insgesamt gaben die Hamas 25 Geiseln und vier Leichen zurück. Laut der Times of Israel befinden sich noch mindestens 63 Geiseln, davon 20 lebend, im Gazastreifen. Ein weiterer Austausch von vier Leichen gegen Gefangene ist für den 27. Februar geplant, was den Abschluss der ersten Phase des Abkommens markieren soll.
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